Ich singe für mein Leben gerne. Ich singe, seit ich denken kann und schon davor. Meine Großmutter brachte mir die ersten Lieder bei. Als Jugendliche habe ich mit Freunden am Lagerfeuer gesungen. Später sang ich in Kirchenchören und großen Chorprojekten mit. Ein paar Jahre habe ich mir Gesangsunterricht gegönnt. Ich war gerne bei der "Nacht der spirituellen Lieder" und bei Seminaren, in denen wir gesungen haben. Ich gehe so gerne zu Taizegebeten und Gospelkonzerten. Seltsam, dass alles dies zur Zeit nicht möglich ist!!!! Es ist ein großer Verlust, nicht nur für mich. Viele vermissen das gemeinsame Singen. Ihr auch? Sie auch?
Seit ein paar Tagen gehe ich morgens als erstes in den Wald. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen, an dem kaum jemand vorbeikommt. Ein Plätzchen, an dem ich völlig unbeobachtet bin. Möglichst ein Plätzchen, in dem ich in die Morgensonne schauen kann. Dann singe ich, so laut oder leise wie es gerade kommt. So schön oder so schräg, wie mir zumute ist. Ich singe das, wonach mir gerade ist, ohne Plan, ohne Noten. Ich habe ja wirklich genug Lieder im Kopf. Und manche entstehen im Augenblick, frei improvisiert. Meine Dankbarkeit, mein Vertrauen und alles, was in mir ist, fließt in diese Töne. Die Vögel um mich singen ihr Lied. Unsere Töne verweben sich. Danach ist es mir leicht ums Herz. Danach gehe ich an meine Arbeit.
Singen ohne Zuhörer hat etwas. Ich bin frei von der Frage, ob mein Gesang anderen gefällt oder ob er sie stört. Frei von den eigenen Beurteilungen, ob die Töne rein genug sind und ob der Rhythmus stimmt. Dies spielt überhaupt keine Rolle mehr.
Die Freude am Singen wird durch die Urteile sehr getrübt. Manche meinen, ihre Stimme sei nicht schön genug, um sie hören zu lassen. Sie singen gar nicht. Oder sie singen nur an Orten, wo bestimmt niemand hört, z.B. im Auto oder unter der Dusche. Andere haben eine geübte Stimme. Sie singen gerne. Aber sie stellen hohe Ansprüche an ihre Stimme. Auch das mindert die Freude und die Kreativität. Beim gemeinsamen Singen entsteht manchmal Konkurrenz: Wer singt am schönsten, am ausdrucksvollsten, am klarsten? Diese Konkurrenz ist Gift.
"Ich will dir singen und spielen, o Gott" (Psalm 108) .
Dies ist eine ganz andere Ausrichtung des Gesangs. Diese Ausrichtung spüre ich am deutlichsten, wenn ich ganz alleine singe, ohne Zuhörer. Ich lege meine Dankbarkeit und mein Vertrauen hinein. Manchmal nehme ich ein Instrument mit hinzu. Es unterstützt meine Stimme. Aber ich führe nichts auf. Alles, was in mir ist, fließt in meine Töne. Die Ausrichtung ist zu Gott hin.
Vielleicht kommt auch auf eure Lippen ab und zu ein Lied? Es wird euch gut tun, ganz bestimmt.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Mein Freund Mark Fox hat aus den Versen von Psalm 108 ein einfaches Wiederhol-Lied gemacht. "Mein Herz ist bereit, o Gott. Mein Herz ist bereit. Ich will dir singen und spielen. Wach auf meine Seele!"
In diesem Video singt jemand zur Gitarre dieses Lied. Er singt in einer leeren Kirche während der Corona-Zeit. Und eingeblendet sind allerhand Texte und Gebete, die in der Kirche lagen oder hingen. Viel Freude beim Hören, Schauen, Mitsingen!
Hier singt eine Sängerin (seltsamerweise ist ihr Name gar nicht angegeben) eine Arie, die auf dem Psalm 108 basiert: "Mein Herz ist bereit, Gott, dass ich singe und lobe."
Viel Freude beim Anhören!
Nun sind es nur noch zwei Wochen bis zur grossen Ausstellung in Überlingen. Herzliche Einladung zur Ausstellungseröffnung und zum Besuch an den normalen Öffnungstagen.
Ich bin sehr gespannt, wer auftauchen wird!!!!!!
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