Charles Dickens, ein Schriftsteller aus England (1812 – 1870) hat eine bewegende Geschichte über Freundschaft aufgeschrieben. Sie trägt den Titel „Die Apfelsine des Waisenknaben“.
„Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war wie ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden täglich arbeiten- im Garten, in der Küche,
im Stall, auf dem Felde.
Kein Tag brachte eine Abwechslung,
und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag.
Das war der Weihnachtstag.
Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest.
Das war alles,
keine Süßigkeiten, kein Spielzeug.
Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige,
der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu Schulden kommen lassen und immer folgsam war.
Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte
die Sehnsucht eines ganzen Jahres.
So war wieder einmal das Christfest herangekommen.
Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenvater vorbeischritten
und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm,
musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen.
Das war meine Strafe dafür,
dass ich eines Tages im Sommer
hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen.
Als die Geschenkverteilung vorüber war,
durften die anderen Knaben im Hofe spielen.
Ich aber musste in den Schlafraum gehen
und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben.
Ich war tieftraurig und beschämt.
Ich weinte und wollte nicht länger leben.
Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer.
Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William
stand vor meinem Bett,
hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein?
Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht
und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine
eine besondere Bewandtnis haben müsse.
Auf einmal kam mir zu Bewusstsein,
dass die Apfelsine bereits geschält war. Als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen. Als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste,
damit sie nicht auseinanderfiel.
Was war geschehen?
Zehn Jungen hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse.
So hatte jeder die seine geschält
und eine Scheibe abgetrennt,
und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig
zu einer neuen, schönen runden Apfelsine zusammengesetzt.
Diese Apfelsine
war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinen Leben.“
Freundschaft macht Schweres viel besser erträglich. Freundschaft macht vieles wett. Freundschaft macht das Leben auch interessant. In unserer Verschiedenheit können wir einander bereichern. Wir alle hatten schon Freundinnen und Freunde. Zu manchen ist die Verbindung geblieben, zum Teil über Jahrzehnte. Zu anderen haben wir die Verbindung verloren oder sie ist sehr lose geworden. Freundschaft braucht Pflege. Das ist die schlechte Nachricht. Und die gute Nachricht: Freundschaft kann auch aufgefrischt werden. Einander wieder sehen, Briefe schreiben, telefonieren und anderes kann dabei helfen.
Erinnern Sie sich heute an Freundinnen und Freunde. Vielleicht können Sie heute einen Freund oder eine Freundin anrufen? Vielleicht können Sie Ihnen eine Karte oder einen Brief schreiben oder ein kleines Geschenk auf den Weg schicken? Vielleicht können Sie einander etwas aus Ihrem heutigen Leben erzählen? Oder mögen Sie ihnen die Geschichte von der Apfelsine des Waisenknaben vorlesen? Freundinnen und Freunde sind gerade jetzt so wichtig, in dieser schwierigen Zeit. Pflegen Sie die Verbindungen, so gut es geht.
Ich wünsche Ihnen und Euch einen guten Tag.
Gabriele Koenigs
Heute gibt es mal wieder Musik. Gut, dass wir einander haben - super geeignet zum Mitsingen. Singen Sie so laut und so schräg oder schön Sie mögen!!!!!!! Viel Spaß dabei!
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