Tief in der Nacht steigt eine Wandergruppe bergaufwärts. Sie wollen den Gipfel erreichen, noch bevor die Sonne aufgeht. Noch ist es völlig finster. Nur droben am Himmel funkeln die Sterne. Die Gruppe hat ein paar Taschenlampen dabei. Einer trägt eine Fackel. So gehen sie vorsichtig ihren Weg den Berg hinauf. Einer von ihnen ist noch ein Kind. Er ist erst zehn Jahre alt. Er wollte unbedingt mit. Aber nun ist er sehr müde. Er jammert. "Ich will umkehren", sagt er. "Ich schaffe das nicht!" Ein Erwachsener nimmt ihn an der Hand und gibt ihm ein Stückchen Traubenzucker. "Du schaffst das schon", sagt er. "Du musst nur jetzt diese Müdigkeit überwinden. Gib nur nicht auf. Geh einfach weiter, einen Schritt nach dem anderen. Wir sind bei dir. Und wir kommen alle zusammen oben an. Du wirst sehen: Es wird wunderschön! " So nimmt sich das Kind zusammen und geht weiter, immer weiter dem Tag entgegen. Sie steigen immer höher hinauf.
Schon vor dem Sonnenaufgang lichtet sich die Finsternis, ganz sachte. Der Morgenstern leuchtet am Himmel. Und dann steht die Gruppe oben am Gipfelkreuz und wartet und schaut. Es ist kalt. Es scheint Ewigkeiten zu dauern. Aber dann erscheint das Morgenrot. Ein Gipfel nach dem anderen beginnt zu glühen. Welch atemberaubende Schönheit! Die Sonne steigt hoch wie ein großer roter Feuerball. Sie schauen ganz andächtig und still. Welch ein Tag!
Dieses Erlebnis hat sich dem Jungen tief eingeprägt. Er hat sein Leben lang davon gezehrt. Im hohen Alter hat er immer noch davon gesprochen. Es ist zu seinem Lebensmotto geworden: Ich gebe nicht auf. Ich gehe dem Tag entgegen. Die Finsternis geht vorbei.
Wir leben in finsteren Zeiten. Die Finsternis ist nicht nur um uns her, sondern auch in uns. Die Verzweiflung droht uns manchmal zu ersticken. Und dennoch: Der Tag kommt. Je tiefer die Nacht ist, desto näher der Tag. Lasst uns diese Hoffnung festhalten.
Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts" (Römer 13,12)
Der Liederdichter Jochen Klepper hat ein besonderes Adventslied gedichtet: "Die Nacht ist vorgedrungen. Der Tag ist nicht mehr fern..."
Ich schlage Ihnen vor, dass Sie heute mit diesem Lied umgehen. Lesen Sie es in Ihrem Gesangbuch. Oder suchen Sie sich den Text im Internet. Singen Sie es oder lesen Sie es laut. Die Worte sind kräftiger, wenn wir sie nicht nur still lesen. Vielleicht mögen Sie einen oder mehrere Verse auswendig lernen und dann auswendig sprechen oder singen? Es lohnt sich!
Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen schönen Adventssonntag.
Gabriele Koenigs
Hier finden Sie eine wunderschöne Aufnahme des Liedes von Jochen Klepper, zum Anhören und zum Mitsingen. Viel Freude dabei!
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Eine Leserin hat mir dieses besondere Gedicht geschickt. Das gibt es heute als Zugabe.
Hoffnungslicht
Das Leben bremst, zum zweiten Mal,
die Konsequenzen sind fatal,
doch bringt es nichts wie wild zu fluchen,
bei irgendwem die Schuld zu suchen,
denn solch wütendes Verhalten,
wird die Menschheit weiter spalten,
wird die Menschheit weiter plagen,
in diesen wahrhaft dunklen Tagen.
Viel zu viel steht auf dem Spiel,
Zusammenhalt, das wär' ein Ziel,
nicht jeder hat die gleiche Sicht...
Nein, das müssen wir auch nicht...
Die Lage ist brisant wie selten,
trotz allem sollten Werte gelten
und wir uns nicht die Schuld zuweisen,
es hilft nicht, wenn wir uns zerreißen.
Keiner hat soweit gedacht,
wir haben alle das gemacht,
was richtig schien und nötig war,
es prägte jeden, dieses Jahr.
Für alle, die es hart getroffen,
lasst uns beten, lasst uns hoffen,
dass diese Tage schnell vergeh'n
und wir in bess're Zeiten seh'n.
Ich persönlich glaube dran,
dass man zusammen stark sein kann...
Für Wandel, Heilung, Zuversicht,
zünd' mit mir ein Hoffnungslicht. 🏻
Quelle: Unbekannt
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