Endlich hängt mein neuer Wandkalender! Der Kalender von 2020 sah fürchterlich aus. So viele schöne Pläne waren darin eingetragen. Ich hatte schon zum Jahresanfang Termine für Urlaub, Kurse, Feste etc. eingetragen. Das meiste davon musste ich wieder durchstreichen. Corona hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hatte die geplanten Termine mit Kugelschreiber in den Kalender geschrieben. Mit Kugelschreiber habe ich sie jeweils durchgestrichen. Es war wahrlich kein ästhetischer Genuss, das jeden Tag zu sehen. Jeden Tag hatte ich die Enttäuschungen vor Augen und die ausgefallenen Freuden. Nun konnte ich den Kalender endlich austauschen. 2021 hat begonnen.
Diesmal trage ich die Termine nur mit Bleistift ein. Mir ist jetzt deutlich bewusst, dass alle Planungen nur unter Vorbehalt stehen. Es kann sein, dass auch 2021 einiges ausfallen muss. Es kann sein, dass manches ganz anders kommt als ich denke. Ich mache mich darauf gefasst. Ich werde ausradieren, was entfällt. Es wird neuer offener Raum im Kalender entstehen. Wer weiß, was stattdessen kommt? Wird es vielleicht sogar besser sein als das, was ich zunächst geplant hatte? Es könnte wirklich sein. Gott hat nur das Allerbeste im Sinn – für mich und für uns alle. Darauf vertraue ich.
Ich nehme mir einiges Schöne für dieses Jahr vor: Eine große Ausstellung im Sommer. Aquarellkurse im Herbst. Freie Zeit zum Ausruhen nach der Ausstellung. Einkehrtage zum Jahresausklang. Ich freue mich darauf und lebe darauf zu. Schritt für Schritt gehe ich die Vorbereitungen an. Es gibt immer etwas zu tun – auch an den Tagen, an denen kein Termin im Kalender eingetragen ist. Neue Bilder sollen bis zur Ausstellung entstehen. Ein neues Buch will geboren werden. Beziehungen wollen gepflegt werden. Der Garten ruft nach Gestaltung. Im Haus gibt es noch einiges zu tun. Es wird nicht langweilig werden. Nicht einmal in der Zeit des Lockdown. Ich werde mein Leben Tag für Tag leben, Schritt für Schritt. Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich erleben darf.
Kinder leben auch Tag für Tag. Sie denken nicht weit voraus. Sie leben ganz im Augenblick. Je kleiner sie sind, desto mehr ist es so. Schüler führen auch Kalender und machen Pläne und haben Termine. Sie sind manchmal schon fast wie kleine Erwachsene. Sie werden vorbereitet, im Erwachsenenleben mitzuhalten. Die Kleinen haben alle Freiheit. Sie entdecken das Leben Schritt für Schritt, in ihrem eigenen Tempo, in ihrem eigenen Rhythmus.
Denken wir jedoch nicht, dass das Leben für die Kleinen wie ein Schlaraffenland ist! Sie müssen sich alles erobern. Sprechen lernen, Laufen lernen. Schritte wagen, hinfallen, aufstehen, weitergehen. Sie tun sich oft weh. Sie weinen. Sie werden getröstet. Weiter geht es, Schritt für Schritt. Das Leben hält so viele Abenteuer bereit. Es wäre viel zu dumm, liegen zu bleiben.
Eine Mutter hat mir ein Foto von den ersten Schritten ihres kleinen Sohnes zur Verfügung gestellt. Ich durfte dieses Gemälde daraus erschaffen. Dies hat mir viel Freude gemacht und hat mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben. So ein kleiner Junge – so ein großer Weg! Wie weit wird er kommen? Wie weit wird seine Kraft reichen? Wann wird er darum bitten, dass er doch wieder auf den Arm oder in den Kinderwagen darf?
Wir können den Weg nur bis zum Horizont sehen. Er geht hinter dem Horizont weiter. Vieles ist vor unseren Augen verborgen. Dies gilt nicht nur für dieses Kind. Es ist bei uns allen so. Unser Lebensweg führt uns in das Unbekannte. Wir sehen nur die nächsten Schritte. Niemand von uns weiß schon im Voraus, wie das Leben in 6 Monaten oder 2 Jahren sein wird. Es ist nicht möglich, in die Zukunft zu sehen. Und es ist auch nicht nötig. Der Weg entsteht beim Gehen, Schritt für Schritt.
Gehen wir voller Vertrauen!
Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Gabriele Koenigs
P.S: Dieses Bild und diese Geschichte werden in meinem neuen Buch enthalten sein. Es wird voraussichtlich am 15. Juni 2021 erscheinen. Der Titel wird heißen: Alles wird gut.
Hier kommt ein Lied, welches dieses Vertrauen besonders gut ausdrückt. "Vertraut den neuen Wegen". Text von Klaus Peter Hertzsch 1989, Melodie nach einer alten Kirchenliedmelodie. Sie finden es im Evangelischen Gesangbuch bei Nr. 395 und im Gotteslob.
Viel Freude beim Mitlesen, Mitsingen oder Hören!
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