Seelenruhe

Schlichte Würde (Dichternarzissen). Aquarell von Gabriele Koenigs (2021). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Originalbild erhältlich.
Schlichte Würde (Dichternarzissen). Aquarell von Gabriele Koenigs (2021). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Originalbild erhältlich.
Mit der Anerkennung ist es so eine Sache. Sie ist äußerst unstet. Manchmal werden wir mit Anerkennung überschüttet. Manchmal bleibt sie völlig aus. Leute, die sich einmal für uns interessiert haben, wenden sich ab. Andere entdecken uns neu und sind fasziniert. Auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken erleben wir diese Prozesse sehr intensiv. Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich zähle, wieviel „gefällt mir“ und „Herzchen“ meine Beiträge bekommen. Wenn ein Beitrag wenig Anerkennung bekommt, frage ich mich: War dieses Bild nicht gut? Oder war meine Geschichte nicht ansprechend? Was habe ich verkehrt gemacht?

Jesus hat auf extreme Weise erlebt, wie leicht Anerkennung in Gleichgültigkeit oder Ablehnung kippen kann. Als er auf einem Esel nach Jerusalem ritt, winkten ihm viele aus dem Volk mit Palmwedeln zu und riefen: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Ein paar Tage später stellte der Statthalter Pontius Pilatus die Frage, was er mit Jesus von Nazareth anfangen soll. Da rief die Menge: „Kreuzige ihn!“

 

Es gibt keine Hinweise in der Passionsgeschichte, dass Jesus sich fragte: „Was habe ich verkehrt gemacht?“ Er ging seinen Weg, Schritt für Schritt, ohne sich manipulieren zu lassen durch die Reaktionen von Menschen. Er war ganz er selbst, bis zum letzten Atemzug. Sein Halt war die Verbindung zur ewigen Welt. Daraus kam seine Seelenruhe.

 

War Jesus mehr wert, als er bejubelt wurde? War er weniger wert, als er öfffentlich gedemütigt und gequält wurde? Menschen denken so. Die göttliche Sicht auf ein Menschenleben ist anders. „Dies ist mein geliebter Sohn!“ Sein Wert und seine Würde bleiben – unabhängig von der Reaktion der Menschen.

 

Ich sehe gerne Blumen, und ich male sie auch gerne. Sie blühen und sie duften – unabhängig davon, wie sie beachtet werden. Ob jemand mit Naserümpfen an ihnen vorbeiläuft oder jemand anderes sie gar nicht wahrnimmt, spielt für sie keine Rolle. Ob sich jemand mit der Kamera vor ihnen niederkniet und immer neue Aufnahmen macht, voller Bewunderung, spielt für sie auch keine Rolle. Das Blühen und Duften verändert sich dadurch nicht. Wir wissen nichts über ihr Empfinden. Aber wir sehen ihre Unabhängigkeit. Sie blühen, solange es Zeit zum Blühen ist. Sie wachsen, solange Zeit zum Wachsen ist. Dann vergehen sie. Vorher säen sie noch ihren Samen. Alles zu seiner Zeit.

 

Ich wünsche mir etwas von ihrer Unabhängigkeit. Ich wünsche mir ein Gespür für meinen Wert und meine Würde. Sie kommt von Gott, nicht von Menschen. Ich wünsche mir eine tiefe Seelenruhe. Und das wünsche ich auch euch und Ihnen allen.

 

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche für euch alle und für Sie alle!

Gabriele Koenigs


Hier hören Sie das Lied aus Taizé: Bei Gott bin ich geborgen, still wie ein Kind. Es ist vom Ensemble Elbcanto sehr schön musiziert und gesungen. Viel Freude beim Anhören und Mitsingen! 

 

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