Im Licht leben

Im LIcht leben. Aquarell von Gabriele Koenigs (2021). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Original erhältlich
Im LIcht leben. Aquarell von Gabriele Koenigs (2021). Im Passepartout für Bilderrahmengröße 50 cm x 50 cm. Als Original erhältlich

 

 

An einem schönen Frühlingstag zieht es mich nach draußen. Die Sonne scheint. Es ist so warm, dass ich keinen dicken Mantel brauche. Ich stecke mein Notizbuch in den Rucksack und eine Thermosflasche mit warmem Tee. Vorsichtshalber nehme ich auch eine Wanderkarte mit. Ich möchte in einer Gegend laufen, die ich noch nicht so gut kenne. Ich lasse es darauf ankommen, wie lange ich wegbleiben werde. Kein Termin wartet heute auf mich. Ich habe Zeit. Welch ein Tag.

 

Ich wandere an einem Bächlein entlang. Das Wasser ist glasklar und fließt mit fröhlichem Plätschern über die Steine. Ich muss einfach mit den Füßen in das Wasser. Ich ziehe meine Wanderstiefel aus und steige in den Bach. Das Wasser ist eiskalt. Ich spüre das Wasser und meinen eigenen Blutkreislauf. Alles kommt in Schwung, auch in mir. Ich fühle mich auf wunderbare Weise belebt. Nur ein paar Minuten bleibe ich im Bach. Dann gehe ich einige Schritte barfuß über die Wiese. Die Fußsohlen sind empfindlich nach dem langen Winter. Sie reagieren auf jedes Steinchen und Stöckchen. Und dennoch: Wie herrlich ist es, die Erde unter mir zu spüren. Sie trägt mich und alles Leben. Ich bin ein Teil der Erde, ein Teil des Lebens. Ich bin dankbar, am Leben zu sein.

 

Heute ist die Welt voller Gesang. Die Vögel zwitschern unentwegt. Ihre Stimmen verweben sich in immer neuen Variationen. Es kommt mir vor, als überschlügen sie sich vor Glück. Ich singe auch. Melodien und Worte steigen in mir auf, ungeplant. Ich lasse sie erklingen und bin dann wieder still. Ich lausche, staune und schaue.

 

Die Nadelbäume haben ihr tiefes Grün über den Winter behalten. Die Laubbäume treiben jetzt frisches Grün. Gibt es eine schönere Farbe als das Maigrün? Die Wiesen sind auch schon herrlich grün. Die ersten Blumen kommen hervor. Hier in der Nähe des Wassers sprießt das Leben mit voller Kraft. Ich erblicke die ersten Pusteblumen. Sie stehen voll im Licht. Ein unglaubliches Leuchten geht von ihnen aus. Sie erscheinen wie kleine Laternen. Dabei leuchten sie ja nicht selbst. Die Sonne leuchtet durch sie hindurch. Die hauchfeinen Samenfäden bilden ein kunstvolles Gebilde. Der Wind hat sie noch nicht zerzaust. Es kann sein, dass das Bild morgen schon ganz anders aussieht. Es kann sein, dass morgen nur noch ein leerer Stängel dasteht. Heute geben sie ein Bild der Vollkommenheit. Heute freue ich mich daran.

 

Die Bäume haben ein viel längeres Leben. Manche von ihnen stehen schon mehr als hundert Jahre an ihrem Platz. Welch ein Kontrast zwischen den starken Stämmen und den zarten Stängeln von Pusteblumen und Gras! Ich denke über die Vergänglichkeit des Lebens nach. Auch die Bäume werden eines Tages morsch sein. Möglicherweise werden sie schon vorher geschlagen, um kostbares Holz aus ihnen zu gewinnen. Alles Leben vergeht, früher oder später. Weder Baum noch Blume noch Mensch wissen im Voraus, wann die Stunde geschlagen hat. Wahrscheinlich ist es gut so.

 

Das Licht berührt die Bäume, die Blumen, das Wasser und mich. Sanft umfängt es uns. Niemand kann das Licht kaufen. Niemand kann es für sich reservieren und die anderen davon ausschließen. Es scheint für alle gleichermaßen.  Ich bin so dankbar für das Licht. Es ist eine Gottesgabe. Und es ist ein Hinweis auf das ewige Licht. Dieses Leben hier ist wunderschön. Größeres wartet auf uns in der anderen Welt. Es wird anders sein als alles, was wir bisher kennen. Das Schönste liegt noch vor uns.

 

Mit einem Herzen voller Dankbarkeit und Freude kehre ich heim. Und mit einer Idee für ein neues Bild. Es wird mich an diesen Tag erinnern. Vielleicht springen Dankbarkeit und Freude auch auf diejenigen über, die mein Bild sehen werden? Das wäre wunderbar!

 

Ich wünsche Ihnen allen und euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

 


Hier singen Sängerinnen und Sänger des  Rundfunkchors des MDR das schöne Lied: "Geh aus, mein Herz und suche Freud". Viel Freude beim Anhören und Mitsingen. 

 

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