Anna hat Ferien. Ihre Großeltern sind mit ihr an die Ostsee gefahren. Jeden Tag verbringen sie draußen am Wasser. Sie haben einen Strandkorb gemietet. Sie bauen Sandburgen und plantschen im Wasser. Oft sagen sie einander: „Schau mal!“ „Schau mal die frechen Möwen an!“ „Schau, der Himmel ist heute ganz klar!“ Anna läuft den ganzen Tag barfuß. Sie genießt es, den weichen Sand unter ihren Fußsohlen zu spüren. Sie riecht den würzigen Duft des Meeres und hat den salzigen Geschmack auf den Lippen. „Oma, am liebsten wäre ich für immer hier“, sagt sie. Oma versteht das gut. Sie ist auch froh, hier zu sein. Hier ist die Luft so anders. Hier bewegen sich alle so frei. Niemand hat Langeweile. Meistens sind alle gutgelaunt. Die Probleme des Alltags sind vergessen. Es ist, als hätte der Wind sie weggepustet.
Der Wind bringt alles in Bewegung. Opa muss aufpassen, dass ihm die Zeitung nicht davonfliegt. Annas dünnes Sommerkleidchen wird vom Wind aufgebläht wie ein Segel. Die Haare sind zerzaust. Keine Chance auf eine gute Frisur! Auch Oma hat das aufgegeben. Hier ist es gar nicht wichtig, gut frisiert und gut gekleidet zu sein. Aber es ist wichtig, etwas Warmes dabei zu haben. Oma hat ihre schwarze gehäkelte Stola dabei. Diese legt sie sich um die Schultern, wenn es kühl ist.
„Oma, mir ist kalt! Gib mir auch mal dein Tuch!“ Anna legt sich die Stola um. Alle lachen. Die Zipfel reichen beinahe auf den Boden. „Da musst du aufpassen, dass du nicht stolperst“, sagt Opa. „Ach woher denn, sagt Anna! Ich kann fliegen!“ Sie rennt los, so schnell sie kann. Das Tuch flattert hinter ihr im Wind. Anna juchzt: „Jetzt habe ich Flügel wie die Möwen!“ Es sieht wirklich so aus, als würde sie gleich vom Boden abheben. Sie rennt so lange, bis sie völlig außer Atem ist. Leider klappt es doch nicht mit dem Fliegen. Schade!
Anna kommt wieder zurück. Jetzt ist sie müde. Sie kuschelt sich auf Omas Schoß. Oma nimmt sie liebevoll in die Arme. Die Stola ist groß genug. Sie können sich beide hineinwickeln. Nach einer Weile werden sie ganz still. Annas Atem beruhigt sich. Sanft streichelt Oma das geliebte Kind. „Oma, ich höre dein Herz klopfen!“ „Ich spüre deins auch“, antwortet Oma. Sie legt ihre große Hand auf das Herz des Kindes. Anna legt ihre kleine Hand auf Omas Herz. „Das Leben ist ein Wunder, Oma! Mein Herz klopft, und deines klopft auch.“ Oma nickt. „Ich spüre das auch. Das Leben ist etwas ganz Großes. Es ist in uns und es ist um uns.“ „Ja, sagt Anna. „Die Möwen und das Meer leben auch. Der Wind und die Muscheln, die Käfer und die Bäume leben auch. Das Leben hat so viele Gesichter, und es fühlt sich so verschieden an. „Ja, sagt Oma. Mal fühlt es sich an, als könnte man beinahe abheben vor Freude. Ein anderes Mal ist man zu Tode betrübt. Das gehört alles zum Leben.“
Opa kommt mit einem großen Tablett. „Ich habe etwas gebracht, um eure Lebensgeister zu stärken“, sagt er. Kaffee für die Großen, Pommes Frites für Anna, ein süßes Stückchen für jeden. Anna gibt ihm einen dicken Kuss. „Opa, du bist ein Schatz!“ Sie schmausen nach Herzenslust.
Abends im Bett legt Anna die Hand auf ihr eigenes Herz. Sie spürt das Leben, das in ihr pulst. „Danke, lieber Gott, für das Leben“, betet sie. „Gib, dass wir noch lange zusammensein können mit Oma und Opa, und dass wir noch viel Schönes zusammen erleben.“
Am Pfingsttag waren die Jünger beieinander. Ratlos, zu Tode betrübt. Jesus war nicht mehr da. Wie sollte das Leben für sie weitergehen, ohne ihn? Da geschah ein Wunder. Sie fühlten, dass er da war, in jedem von ihnen. Der göttliche Geist durchströmte sie mit voller Kraft. Sie fingen an zu reden, wie es der Geist ihnen eingab, ohne Scheu. Sie waren verwandelt.
Seither beten die Glaubenden: „Komm, heiliger Geist! Verwandle und belebe uns! Komm, Geist der Liebe! Komm, Geist des Friedens! Komm, Schöpfer Geist!“
Möge der Heilige Geist auch uns ergreifen, dass wir neu beflügelt werden. Dass wir gute Ideen bekommen und die Anwesenheit Gottes in unserem Leben spüren. Dass wir das Leben als Wunder begreifen. Dass wir aus der Verzweiflung herausfinden. Dass wir auf die göttliche Weisheit vertrauen. Dass Wege zum Frieden entstehen – in Israel und Palästina und überall. Dass wir einander lieben und ermutigen.
Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen ein schönes Pfingstfest und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier kommt ein uraltes Pfingstgebet, auf deutsch übersetzt und wunderschön gesungen und musiziert. Viel Freude beim Anhören!
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