Vor kurzem fand ich eine Lebenserinnerung des amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut. Er schreibt:
"Als ich 15 Jahre alt war, arbeitete ich einen Monat lang bei einer archäologischen Ausgrabung mit. Während einer Pause unterhielt ich mich mit einem der Archäologen. Er fragte mich die typische Frage, die jemand fragt, wenn er einen Jugendlichen kennenlernen will: "Machst du Sport?" "Was ist dein Hobby?" Ich antwortete ihm: "Ich bin nicht sportlich. Ich spiele Theater und singe in einem Chor. Ich spiele Klavier und Geige und habe auch schon Zeichenunterricht genommen." Er sagte: "Wooow, das ist klasse!" Und ich sagte: "Oh nein, ich bin gar nicht gut in allem dem!"
Dann sagte er etwas, was ich nie vergessen werde. "Es ist nicht das Wichtigste, gut in allen dem zu sein. Du machst wundervolle Erfahrungen mit verschiedenen Fähigkeiten. Aus allem dem lernst du etwas. Und alles das macht dich zu einer interessanten Person - egal, wie gut du das hinbekommst!" Nie zuvor hat jemand so etwas zu mir gesagt. Es hat völlig verändert, wie ich über mich und das Leben dachte.
Bis dahin hatte ich mich als Versager gefühlt: jemand, der nicht talentiert genug ist, um in irgendeinem Bereich ausgezeichnet zu sein und zu brillieren. Seit diesem Gespräch machte ich diese Aktivitäten, weil ich sie genoss. Ich war in einem Milieu erzogen worden, in dem es immer um Erfolge und Auszeichnungen und Anerkennung ging. Von Hause aus glaubte ich an den Mythos des Talents. Darum glaubte ich, dass es sich nur dann lohnte, eine Tätigkeit auszuüben, wenn ich dadurch zu den Besten in diesem Feld würde."
Nach vielen Wendungen seines Lebensweges wurde aus diesem jungen Mann ein sehr anerkannter Schriftsteller. Ob der Archäologe wohl jemals erfahren hat, wie entscheidend dieses kurze Pausengespräch für den Jugendlichen gewesen ist? Ob er wohl gespürt hat, wie wichtig seine Sätze für ihn gewesen sind?
Im Alltag geschehen die entscheidenden Begegnungen. Die größten Ermutigungen kommen nicht von der Kanzel in der Kirche oder durch die Reden der Politiker. Die größten Ermutigungen kommen durch Menschen, denen wir in unserem Alltag begegnen. Ihre Worte und Taten prägen uns. Und so können auch wir mitten in unserem Alltag ganz Entscheidendes bewirken. Wir werden es gar nicht unbedingt bemerken. Aber es kann sein, dass jemand durch ein Gespräch mit uns neuen Mut fasst. Es kann sein, dass jemand durch unser Vorbild eine wichtige Inspiration bekommt. Es kann sein, dass jemand tief getröstet wird oder endlich mal wieder lachen kann. Das ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Es sind nicht die großen Heldentaten, die die Welt verändern. Es sind die kleinen Begegnungen, die Tag für Tag geschehen.
"Lasst euer Licht leuchten", hat Jesus gesagt. Dazu braucht ihr kein öffentliches Amt, keinen Titel, keine Urkunden, keine Ordination. Ganz im Gegenteil: Seid, wer ihr seid, ganz schlicht. Das ist genug. Das bewirkt am meisten.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Gabriele Koenigs
Hier singen Schülerinnen und Schüler das Gospel: "This little light of mine: I gonna let it shine". (Übersetzt: Ich lasse mein Licht leuchten). Sie haben das im letzten Frühjahr während dem großen Lockdown aufgenommen, jeder und jede zuhause. Und sie haben den Text ein kleines bisschen variiert. Sie singen: "Even in my home I gonna let it shine...." (Übersetzt: Sogar zuhause lasse ich es leuchten!)
Viel Freude beim Anhören und Mitsingen.
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Am Freitag, den 9.7.2021 um 18 Uhr wird meine neue große Ausstellung in der Friedenskirche eröffnet. Herzliche Einladung dazu!!!!!!!!! Ich freue mich auf alle Besucherinnen und Besucher bei der Vernissage und an den Öffnungstagen.
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