Wir leben in finsteren Zeiten. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Wir wurden nicht gefragt, ob wir dort sein wollen. Wir sind dort gelandet und müssen uns irgendwie dazu verhalten. Die Pandemie dauert nun schon fast 2 Jahre, und ein Ende ist nicht in Sicht. Niemand kann sich entziehen. Alle sind davon betroffen. Das Leben, das wir bis dahin kannten, hat sich radikal verändert.
Wer in der Finsternis landet, kann den Weg nicht erkennen. Wer in der Finsternis landet, ist unsicher und voller Angst. Wer in der Finsternis landet, hat viele Fragen. Das Gewohnte trägt nicht mehr. Wir kennen uns nicht mehr aus mit uns selbst und unseren Nächsten. Ihre Reaktionen und unsere Reaktionen sind oftmals überraschend und unverständlich. Wir dachten, wir hätten unser Leben im Griff. Nun müssen wir erkennen, dass das überhaupt nicht der Fall ist. Wir müssen erkennen, dass dies eine Illusion gewesen ist. Es ist nicht möglich, das Leben im Griff zu haben. Es war niemals möglich. Es wird niemals möglich sein. Wir haben keine Garantie auf ein gemütliches und bequemes Lebens. Auch der Glaube gibt uns keinen Garantieschein dafür. Wer so etwas vom Glauben an Gott erwartet, irrt sich. Es ist nichts als eine Illusion.
Illusionen zu verlieren ist nicht angenehm. Aber es ist heilsam. Es bringt uns der Wahrheit näher. "Die Wahrheit wird euch frei machen", sagt Jesus. Möglicherweise sind wir in die Finsternis geraten, damit wir die Wahrheit erkennen. Möglicherweise sind wir in die Finsternis geraten, damit wir Gott und das Leben neu verstehen. Mitten in den finsteren Zeiten werden wir verwandelt. Mitten in den finsteren Zeiten wird das Licht geboren.
Finsternis und Licht haben keine zeitliche Reihenfolge. Es ist nicht erst Finsternis und dann Licht, oder erst Licht und dann Finsternis. Mitten in der Finsternis scheint das Licht. Das Licht durchdringt die Finsternis. Mit meinem neuen Bild, das in den letzten Tagen entstanden ist, weise ich darauf hin.
Der Prophet Jesaja hat gesagt: "Über denen, die in der Finsternis wandeln, scheint ein helles Licht." Die Waldenser haben aus seinen Worten ihr Motto gewählt: Lux lucet in tenebris (übersetzt: Das Licht scheint in der Finsternis).
Wir sind in der Finsternis nicht verloren und verlassen. Das göttliche Licht scheint uns. Es wird uns erleuchten und inspirieren und uns neue Wege zeigen. Vertrauen wir darauf. Es hat keinen Sinn, uns zurückzusehnen in die Zeit vor der Pandemie. Was damals als "normal" galt, war noch lange nicht gut. Es gibt Besseres. Dorthin sind wir unterwegs, als Einzelne, als Gesellschaft und als Weltgemeinschaft.
Wenden wir uns dem Licht zu, gerade jetzt im Advent.
"Komm, göttliches Licht,
erleuchte die Erde.
Erfüll unsre Herzen,
nimm Wohnung in uns."
(Gebet aus Grandchamp)
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen 2. Advent und eine gute Woche.
Gabriele Koenigs
Hier können Sie eine wunderschöne Arie aus dem Oratorium "Der Messias" von Georg Friedrich Händel anhören.
Text: "Das Volk, das da wandelt im Dunkeln,
es sieht ein großes Licht.
Und die da wohnen im Schatten des Todes:
Ein strahlend Licht bescheinet sie. "
Nehmen wir das als Verheißung auch für uns!
Viel Freude beim Anhören!
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