Du gibst meiner Seele große Kraft

Ich habe besondere Monate hinter mir. Bei einer Routineuntersuchung wurde ein Frühstadium von Brustkrebs diagnostiziert. Ich hatte davon nichts gemerkt. Ich hatte keine Schmerzen Es war nichts zu tasten. Nur die Röntgenbilder haben es gezeigt. Ich musste mich dieser Diagnose stellen. Alles, was ich für die kommenden Monate schon geplant hatte, musste ausfallen. Eine Operation wurde nötig, dann noch eine und noch eine und noch eine. Der Bereich der kranken Zellen war größer als zunächst vermutet. Vier Operationen hintereinander in kurzer Zeit, das war anstrengend. Nach den Operationen folgten die täglichen Bestrahlungen. Mein Leib wurde immer schwächer. Immer wieder dachte ich: „Jetzt geht nichts mehr!“ Und doch konnte ich mich immer wieder erholen. Die Lebenskraft ist etwas Großes und Erstaunliches. Sie lässt Wunden heilen. Sie lässt unser Herz schlagen. Sie stellt uns wieder auf die Beine. Welch ein Wunder!

Während ich krank war, entfaltete sich um mich der Frühling und der Sommer. Es hat mir gutgetan, die ersten Blättchen und Blüten kommen zu sehen. Ich freute mich an den Waldanemonen und an den Schlüsselblümchen. Überwältigend war die Fülle des Grüns im Mai. So oft wie möglich bin ich in den Wald oder in den Garten gegangen. Mein Mann hat alle Gartenarbeit gemacht. Ich durfte mich laben an dem, was dort wächst und reift. Wie köstlich waren die ersten Salatblätter, Schnittlauch und Radieschen. Im Juni brachte er mir jeden Tag Erdbeeren. Jeden Tag zeigten wir einander die neuen Triebe, die wir entdeckt hatten. Jeden Tag freuten wir uns an den neuen Blüten, die sich entfalteten. Seit vielen Jahren haben wir zusammen Gärten bewirtschaftet und gepflegt. Noch nie haben wir es mit so großer Freude und Dankbarkeit wahrgenommen wie in diesem Jahr. Jeder neue Trieb und jede neue Blüte und Frucht erzählte uns von der Lebenskraft.

Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn standen uns bei. Sie fragten nach unserem Ergehen. Viele schrieben mir Briefe und Karten, E‐Mails und Nachrichten über die sozialen Netzwerke. Manche schickten Päckchen mit Stärkungen für Leib und Seele. Ich war gar nicht immer in der Lage, ihnen zu antworten. Aber ihre Aufmerksamkeit und Liebe hat mir sehr gut getan. Auch für meinen Mann war das wichtig. Es war wie ein Netzwerk des Lichtes, das uns

umgeben und eingehüllt hat.

Während die Heilung voranschritt, wurde mir allmählich wieder leichter ums Herz. Manchmal eilten die Gedanken schon voraus in die Zeit, in der ich wieder gesund sein würde. Die Vorfreude darauf hat mich beflügelt. Ich habe mich getraut, wieder Pläne zu schmieden. Es war mir wichtig, über die Krankheit hinauszuschauen. Und es war mir wichtig, an diesem Buch zu arbeiten.

Ich hatte eine Krankheit. Aber ich bin mehr als die Krankheit. Das habe ich in diesen Monaten auch sehr deutlich gespürt. Meine Seele hatte große Kraft, trotz allem.

Mein Dank gilt denen, die mich beraten, behandelt, gepflegt und umsorgt haben. Mit manchen hatte ich ganz direkt zu tun. Andere tun ihren Dienst hinter den Kulissen, bei ihrer Arbeit in der Forschung und im Labor und in der Technik, im Schreibbüro und für die Hygiene. Alle diese Dienste wirken zusammen. Mein großer Dank gilt ihnen allen.

Es war eine wichtige Epoche meines Lebens. Ich hätte sie nicht freiwillig gewählt. Aber es ist mir vieles darin neu bewusst geworden. Einiges kann ich noch gar nicht gut in Worte fassen. Es wirkt weiter in mir. Eines Tages wird es in Bildern und Worten zum Ausdruck kommen.

Ich bin froh, dass ich weiter leben und lernen und wirken darf. Ich bin gesund geworden. Gott sei Dank.

Auch du bist mehr als deine Krankheit

und deine Schwierigkeiten.

Gott gibt deiner Seele große Kraft.

Du kannst vieles bestehen. Vertrau darauf.

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

P.S: Dies ist eine Kostprobe aus meinem neuen Buch, welches vor einer Woche erschienen ist. 

Vor wenigen Tagen hat meine neueste Ausstellung begonnen. Sie hängt in einer wunderschönen Kirche in Marbach am Neckar, die wirklich sehenswert ist, auch schon ohne meine Bilder. Es ist ein Traum, dort auszustellen und zu sein. 

Ich freue mich über jede Besucherin und jeden Besucher. Kommen Sie auch? 

Hier können Sie ein Lied von Eugen Eckert hören, das er zu dem Psalmvers "Du gibst meiner Seele große Kraft" gedichtet hat. Viel Freude beim Anhören! 

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