Die Anstrengung hat ein Ende

Komm, göttliches Licht! Abstraktes Bild in Mischtechnik auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2021). Privatbesitz
Komm, göttliches Licht! Abstraktes Bild in Mischtechnik auf Leinwand von Gabriele Koenigs (2021). Privatbesitz

Eine liebe Frau ist vor kurzem gestorben. Sie war 81 Jahre alt. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag ist sie an Multiple Sklerose erkrankt. Mit großer Tapferkeit hat sie diese Krankheit getragen. Und sie hat sich ihre Lebensfreude und Tatkraft dadurch nicht nehmen lassen. Weiterhin arbeitete sie in ihrem Beruf als Krankenschwester, sorgte für ihre 3 Kinder und ihren Mann, pflegte viele Freundschaften und übernahm ehrenamtliche Tätigkeiten. Jeden Tag ist sie draußen unterwegs gewesen. Meistens fuhr sie auf einem Tandem mit ihrem  Mann. Zuletzt hatte sie ein Dreirad. Sie brauchte es, um ihre Muskeln in Schwung zu halten. Und sie war froh, andere Menschen zu treffen, hier und da stehen zu bleiben und ein Schwätzchen zu halten. Sie war mit sehr vielen Menschen verbunden. Das  war auch bei ihrer Beerdigung zu spüren. Eine riesengroße Trauergemeinde hatte sich versammelt, um von ihr Abschied zu nehmen. Ich war sehr berührt davon. Und ich dachte: "Es ist beeindruckend, wie viele Beziehungen sie gepflegt hat, weit über die große Familie hinaus!" 

 

Am Eingang zur Friedhofskapelle stand ihr Dreirad, mit Blumen geschmückt. Im Fahrradkorb auf dem Gepäckträger lagen viele Süßigkeiten. Sie gab gerne den Leuten, die bei ihr zu Besuch waren, irgendeine Kleinigkeit mit. Etwas Gebasteltes, etwas aus ihrer Küche, oder mindestens ein kleines Schokolädchen als Wegzehrung. Die Trauergäste durften sich auch eine kleine Wegzehrung nehmen. Welch rührende Geste! Tatsächlich habe ich mir auch ein Stückchen Schokolade genommen und es verzehrt, bevor die Trauerfeier begonnen hat. 

 

Trauern ist etwas Anstrengendes. Sie wusste das genau. Denn sie hatte zusammen mit anderen eine Hospizgruppe gegründet. Sie ist an vielen Sterbebetten gesessen, und sie ist den Trauernden beigestanden, die den Tod eines geliebten Menschen verkraften mussten. Sie wusste auch, dass es für uns anstrengend sein würde, an ihrem Sarg zu stehen. 

 

Für sie selbst hat die Anstrengung nun ein Ende. Darüber bin ich sehr froh. Es war Zeit. Schon seit Monaten war zu spüren, dass sie immer weniger wird. Früher hatte sie es geliebt, in großer Runde beieinander zu sitzen, zu feiern und zu erzählen. Oft hat sie Feste mit ihren originellen Beiträgen bereichert. Jetzt konnte sie manchmal kaum mehr Worte aus ihrem Mund bringen. Sie saß dabei, aber sie konnte kaum noch etwas beitragen. Nach einem Sturz, bei dem sie sich ihr Becken gebrochen hatte, war es auch kaum noch möglich, ein paar Schritte zu gehen.  

 

Hier auf der Erde zu leben ist eine Freude und ein Geschenk. Zugleich ist es eine riesengroße Kraftanstrengung. Irgendwann geht es nicht mehr. Irgendwann wird es Zeit, dieses Leben loszulassen. 

 

Sie hat daran geglaubt, dass Gott noch etwas anderes mit uns vorhat. Es wird etwas Neues sein, ganz anders als dieses Erdenleben. Wir werden im göttlichen Licht leben. Ich glaube auch daran. Es ist dieser Glaube, der uns weiterhin verbindet. 

 

Ich wünsche Ihnen allen und Euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs  

 

 

 

 

 

 


Hier können Sie das schöne Lied hören: "Da wohnt ein Sehnen tief in uns....". Und natürlich können Sie mitsingen und mitsummen. Der Text wird eingeblendet. 

 

Mögen Sie sich darin wiederfinden! 

 

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