Unendliches Potential

Unendliches Potential. Aquarellportrait von Gabriele Koenigs (2022). Auftragsarbeit. Privatbesitz
Unendliches Potential. Aquarellportrait von Gabriele Koenigs (2022). Auftragsarbeit. Privatbesitz

 

Wenn ein Kind zur Welt kommt, bringt es unendlich viele Begabungen mit sich. Es könnte alles werden. Forscher, Dichter, Politiker, Feuerwehrmann, Astronaut. Schauspielerin, Ärztin, Musikerin, Entwicklungshelferin, Lehrerin. Die Möglichkeiten sind unendlich.

 

Es wird in eine bestimmte Familie geboren, in eine bestimmte Zeit, in eine bestimmte Kultur. Dort lernt es von Anfang an, was sich gehört und was sich nicht gehört. Kann sein, dass es lernt: „Widersprich niemals!“ Kann sein, dass es lernt: „Steh immer zu deiner Wahrheit!“ Kann sein, dass es lernt: „Deine Ellbogen sind da, damit du dich durchsetzen kannst!“ Kann sein, dass es lernt: „Tu immer dein Bestes!“ Kann sein, dass die Eltern ihr Kind nach besten Möglichkeiten fördern. Kann sein, dass sie es gar nicht tun. Je nachdem wird sich das Kind in eine bestimmte Richtung entwickeln. Manche Talente entfalten sich, andere liegen brach. Aber das Potential ist weiterhin da.

 

Kurt Vonnegut wurde im Jahr 1922 in Amerika geboren. Er war ein begabtes Kind, und er wurde sehr gefördert. Er lernte ein Musikinstrument. Er machte Sport. Er las gerne. Mathematik und Chemie interessierten ihn. Er war ein vielseitig begabter Schüler. Als Jugendlicher machte er ein Praktikum bei einer archäologischen Ausgrabung. In einer Arbeitspause fragte ihn einer der Archäologen: „Hast du Hobbies? Was machst du gerne?“ Kurt Vonnegut sagte: „Ach, ich mache vieles gerne. Aber ich bin in nichts richtig gut! Ich mache Musik und Sport. Ich schreibe ab und zu für die Schülerzeitung. Aber ich habe noch nie eine Auszeichnung bekommen. In allem bin ich mittelmäßig.“ Der Archäologe spürte die Enttäuschung, die in diesem jungen Menschen lebte. Er sagte: „Du bist ein prima Kerl! Es ist gut, dass du so vielseitig bist! In allem, was du tust, lernst du etwas über das Leben. Bleib dabei! Wir brauchen nicht nur Wunderkinder. Wir brauchen Menschen mit weitem Horizont und breitem Wissen. Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und von vielem eine Ahnung haben. Irgendwann wirst du deinen Platz finden. Irgendwann wirst du wissen, worin du richtig gut bist.“

 

Dieses kleine Pausengespräch ist dem jungen Menschen geblieben. Es änderte seinen Blick auf das Leben und auf sich selbst. Noch im hohen Alter erzählte er davon, wie wichtig das für ihn gewesen ist.

 

Kurt studierte Biochemie. Einige Jahre diente er als Soldat. Nach dem Krieg studierte er Anthropologie. Nebenbei schrieb er Artikel für mehrere Zeitschriften. Schließlich entschied er sich, die Schriftstellerei zu seinem Hauptberuf zu machen. Er veröffentlichte Romane und Kurzgeschichten. Es kam ihm und seinen Büchern sehr zugute, dass er von so vielem eine Ahnung hatte. Tatsächlich war er aber schon 47 Jahre alt, als er seinen ersten großen Erfolg landete.

 

Als Kurt Vonnegut alt war, hielt er eine Glückwunschrede für die Absolventinnen und Absolventen einer Universität. Er würdigte die Anstrengung, die sie investiert hatten, und die Fähigkeiten, die sie erworben hatten. Er machte ihnen Mut, diese Fähigkeiten nun gut einzusetzen. Und er sagte: "Vergesst auch nicht, glücklich zu sein!"

Er erzählte ihnen von einem Professor, einem ganz gescheiten Mann. Dieser war mit Kurt verwandt. Wenn er zu Besuch kam, gab es immer interessante Unterhaltungen. Aber oft unterbrach dieser Onkel ganz plötzlich die Unterhaltung. Er wies sie hin auf den blauen Himmel und den blühenden Apfelbaum und das Summen der Bienen. Er hatte eine Redewendung, die dann jedes Mal zum Einsatz kam: "If this isn't nice, I don't know what is?" (Übersetzt: Wenn das nicht schön ist, was ist dann überhaupt schön?) Dieser Onkel hat ihm die Augen dafür geöffnet, dass Glück in ganz normalen, unspektakulären Situationen zu finden ist.

 

Möge jedes Kind Menschen begegnen, die ihm Mut machen! Möge es entdecken, was in ihm liegt und seinen Weg finden.

Mögen auch wir den Kindern Gutes mitgeben für ihren Lebensweg. Mögen wir etwas dazu beitragen, dass sie sich ihres Lebens freuen. 

 

 

Ich wünsche Ihnen allen und euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 


Hier können Sie das Spiritual hören "He's  got the whole world in his hands" (Er hält die ganze Welt in seiner Hand), wundervoll arrangiert und aufgeführt von einem Universitätschor in Südafrika. Viel Vergnügen dabei!!!!! 

 

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Und hier können Sie den Schluss der Rede von Kurt Vonnegut hören. Dort erzählt er von seinem Onkel Alex und seiner wichtigen Redewendung. 

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