Dieses Aquarell war ein Herzensprojekt. Ich erkenne mich selbst in diesem Vogel. Darum erzähle ich ein bisschen ausführlicher als sonst von dem, was es mir bedeutet.
Früher hatte ich große Angst davor, etwas verkehrt zu machen. Meine Eltern haben mich und meine Geschwister streng erzogen. Ich wurde immer bestraft, wenn ich etwas verkehrt gemacht hatte. Nur im
Ausnahmefall gab es Schläge. Aber andere Strafen haben sich fast genauso schlimm angefühlt. Das Schlimmste war, wenn meine Mutter aufhörte, mit mir zu sprechen. Solches eisiges Schweigen konnte
tagelang dauern. Es war entsetzlich. Ich hatte große Angst vor dieser Strafe und versuchte schon deshalb, nichts Verkehrtes zu tun oder zu sagen.
Als ich älter wurde, trug ich viel Verantwortung für meine kleinen Geschwister. Ich musste sie versorgen und erziehen. Ich war die rechte Hand meiner Mutter und musste sie oft vertreten. Als ich
10 Jahre alt war, war ich 4 Tage lang ganz alleine für den Haushalt und die Geschwister verantwortlich. Meine jüngste Schwester war damals noch ein Baby. Es war mir klar, welche gravierenden
Folgen es haben könnte, wenn ich etwas falsch mache. Ich strengte mich an. Aber ich war mit diesen Aufgaben völlig überfordert. Ich war ja selbst noch ein Kind.
Die Angst, etwas verkehrt zu machen, blieb auch in mir, als ich meinen Beruf als Pfarrerin ausübte. Ich wollte niemanden in der Gemeinde enttäuschen oder verärgern. Fehler blieben trotzdem nicht
aus. Ich erinnere mich an eine goldene Konfirmation. Alle Jubilare wurden im Gottesdienst von mir namentlich aufgerufen und bekamen eine Urkunde. Eine Urkunde fehlte. Ich hatte das im Vorhinein
nicht bemerkt. Es war ausgerechnet die Urkunde eines Menschen, den ich besonders gerne mochte und der in der Gemeinde sehr aktiv war. Wie konnte das nur passieren? Ich erinnere mich, dass ich
nach dem Gottesdienst vor der Kirche stand und weinte.
Heute verstehe ich, dass Fehler zum Leben gehören, selbst bei allerbesten Absichten. Ich nehme sie nicht mehr so schwer wie früher, weder bei mir noch bei anderen. Ich weiß, dass sogar
manchmal aus Fehlern etwas Besonderes entsteht. Wir Künstlerinnen und Künstler gehen andauernd mit Fehlern um. Wir radieren verkehrte Linien aus. Wir waschen Farbe vom Aquarellpapier wieder ab.
Auf den Leinwänden übermalen wir, was nicht passt. Und notfalls wird ein mißlungenes Bild auf der Rückseite als Probepapier benutzt.
Als ich das Bild von dem Vogel malte, brauchte ich 4 Anläufe. Die ersten waren einfach noch nicht überzeugend. Sie sind im Papierkorb gelandet. Trotzdem empfand ich es nicht als vergeudete Zeit.
Denn im Lauf dieser Arbeit wurde mir immer klarer, wie mein Bild werden soll. Ich kann jetzt gut akzeptieren, wenn etwas nicht gelingt oder jedenfalls nicht auf Anhieb gelingt. Ich bin viel
freier als früher.
In einem Psalm gibt es einen bemerkenswerten Vers.
"Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netz des Fängers. Das Netz ist zerrissen, wir sind frei." (Psalm 124,7)
Diesen Vers hatte ich immer im Sinn, als ich das Bild malte. Es war wirklich ein Herzensprojekt. Ich bin gespannt, ob es auch zu euch und zu Ihnen spricht.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier kommt ein schönes und schlichtes Hoffnungslied aus Südafrika. Gerade in seiner Schlichtheit liegt die große Kraft.
Freedom is coming, o yes, I know.
Jesus is coming, o yes, I know.
Freedom is coming, o yes, I know.
Übersetzt: Die Freiheit kommt. O ja, ich weiß.
Jesus kommt. O ja, ich weiß.
Die Freiheit kommt. O ja, ich weiß.
Viel Freude beim Anhören und Mitsingen!
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