Ab und zu treffe ich mich mit einer Freundin. Es ist schön, einander hin und wieder eine kleine Nachricht über das Internet zu schicken. So bleiben wir verbunden, auch wenn wir uns nicht treffen können. Schöner ist es zu telefonieren. Und am allerschönsten ist es, wenn wir uns wirklich sehen können. Manches sagen wir einander erst dann, wenn wir einander wirklich sehen.
Jetzt hat sie mir erzählt, dass ihre erwachsenen Kinder einen Autounfall hatten. Ihre Tochter und deren Freund und ihr Sohn waren auf dem Weg nachhause. Sie fuhren auf der Autobahn. Plötzlich ist ein Lastwagenfahrer ausgeschert und hat die Spur gewechselt, obwohl sie gerade neben ihm waren. Auf der linken Spur daneben war auch ein Fahrzeug. So wurden sie zwischen den Lastwagen und das andere Auto eingeklemmt. Wie durch ein Wunder ist ihnen nichts Gravierendes passiert. Sie haben einen Schock und ein Schleudertrauma davongetragen. Und natürlich ist das Auto nur noch Schrott. Es hätte ganz anders ausgehen könnte. Alle drei könnten jetzt tot sein. Nur daran zu denken ist entsetzlich. Meine Freundin hatte lang daran zu kauen. Die Endlichkeit und Verletzlichkeit des Lebens ist ihr nochmals so nahe gekommen. Und zugleich fühlt sie die unendliche Erleichterung, dass ihnen nichts passiert ist. Sie wurden wirklich bewahrt. Sie dürfen leben. Zusammen mit ihr empfinde ich große Dankbarkeit dafür.
"Bei dir ist es auch so gut ausgegangen, nicht wahr", sagte sie. Sie hat mich liebevoll begleitet in meiner Krankheitszeit. Vor einem Jahr bekam ich die Diagnose "Frühstadium von Brustkrebs". Ich musste viermal operiert und dann im Anschluss bestrahlt werden. Viele schwierige Entscheidungen waren zu treffen. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich und hat mir geholfen, gute Entscheidungen zu treffen. Auch andere Freundinnen und Freunde sind mir zur Seite gestanden. Ich habe gute, verantwortungsvolle und einfühlsame Ärzte gefunden. Mein lieber Mann hat das alles mit mir durchgestanden. Nun bin ich gesund und unendlich erleichtert. Es hätte ganz anders ausgehen können! Ich bin wirklich bewahrt worden. Und ich empfinde ganz große Dankbarkeit für mein Leben. Wie kostbar ist es, dass ich noch eine Weile hier sind darf. Nie zuvor habe ich so deutlich gespürt, wie schön es ist zu leben.
Wir kennen uns seit Studienzeiten. Wir sind beide Pfarrerinnen gewesen. Nun sind wir beide im Ruhestand. Unser Beruf war uns wichtig. Wir haben unser Bestes dafür gegeben. Aber nun sind wir beide unendlich erleichtert, dass wir die Berufspflichten hinter uns gelassen haben. Wir sind nicht untätig, beide nicht. Wir engagieren uns an ganz unterschiedlichen Stellen. Aber jede von uns entscheidet es frei, wo wir uns einbringen. Wir achten darauf, dass wir uns nicht übernehmen und dass die Lebensfreude genügend Raum hat. Wir lesen und lernen weiterhin. Das Leben ist ein großes Abenteuer, lange noch nicht ausgeschöpft. Es ist schön, dass wir einander Anteil geben können an dem, was wir entdecken und erfahren.
Wie kostbar ist eine solche Freundschaft! Ich bin froh und dankbar, dass sie so lange Bestand hat und nicht zerbrochen ist, auch wenn wir manchmal größere Distanz hatten oder wenn es Missverständnisse gab. Eines haben wir gerade aufgeklärt. Sie hatte auf eine Rückmeldung von mir gewartet und hat sich gewundert, dass keine kam. Ich hatte die erwünschte Rückmeldung per Email geschrieben. Aber seltsamerweise hatte ich vergessen, auf "senden" zu drücken. Ich fand sie noch als Entwurf in meinen Emails gespeichert und konnte sie ihr jetzt schicken. So ein dummer Fehler von mir, und ich hatte es nicht einmal bemerkt. Ich bin erleichtert, dass wir das jetzt miteinander bereinigen konnten.
Erleichterung ist eines vom Besten, das wir in unserem Leben erleben dürfen.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Im evangelischen Gesangbuch gibt es ein sehr schönes Lied, welches den Dank für Genesung ausdrückt. Sie finden es unter Nummer 383 im Gesangbuch. Der Text stammt aus Norwegen. Jürgen Henkys hat es übersetzt und vertont. Hier singt eine Frau dieses Lied und begleitet sich selbst mit der Gitarre. Der Text lautet so:
"Herr, du hast mich angerührt. Lange lag ich krank darnieder, aber nun die Seele spürt: Alte Kräfte kehren wieder. Neue Tage leuchten mir. Gott, du lebst, ich danke dir.
Dank für deinen Trost, o Herr, Dank selbst für die schlimmen Stunden, da im aufgewühlten Meer sinkend schon ich Halt gefunden. Du hörst auch den stummen Schrei, gehst im Dunkeln nicht vorbei.
Aus der Finsternis wird Tag. Tau fällt, um das Land zu schmücken. Sonne steigt und Lerchenschlag, meinen Morgen zu beglücken. Lobgesang durchströmt die Welt, Du hast mich ins Licht gestellt.
Langer Nächte Unheilsschritt muss mich nun nicht mehr erschrecken. Um mich her das Schöpfungslied soll sein Echo in mir wecken. Neue Quellen öffnen sich, Gott, du lebst, ich lobe dich!
Viel Freude beim Kennenlernen dieses Liedes. Und vielleicht mögen Sie selbst probieren, es zu singen?
Und hier kommt noch ein wunderschönes Lied voller Dankbarkeit, Freude und Staunen. I am grateful for it all, übersetzt: Ich bin dankbar für alles. Selbst wenn Sie kein englisch können, lohnt sich dieses Video wegen der Bilder und Szenen. Das ist Dankbarkeit und Freude, die einfach ansteckend ist. Viel Freude beim Hören und Schauen!
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