Ruth ist wieder zuhause. Sie hat ein neues Hüftgelenk bekommen. Eine Woche lag sie im Krankenhaus. Drei Wochen war sie in einer Rehabilitationsklinik. Sie hat viel
geübt und trainiert. Jetzt kann sie wieder Treppen steigen und längere Strecken gehen. Darüber ist sie sehr glücklich. Und sie hat viel zu erzählen. Interessante Leute waren mit ihr in der Reha,
und erfinderische Therapeuten. Erwin hört zu. Das tut er sowieso am liebsten. Er ist der ruhende Pol in ihrer Beziehung. Er ist froh, dass Ruth wieder zuhause ist. Es war zu still um ihn in den
letzten Wochen.
„Unsere Therapeuten haben sich immer wieder etwas ausgedacht, dass wir Spaß hatten bei der Gymnastik“, erzählt Ruth. Eigentlich gab es jeden Tag etwas zu lachen.
Mit manchen Mitpatienten habe ich mich ein bisschen angefreundet. Wir haben nicht nur über unsere Wehwehchen geredet, sondern über unser ganzes Leben. Eine hat mir einen Text gegeben, der mich
beeindruckt hat. Das Wichtigste daraus habe ich mir abgeschrieben. Willst du es hören?" Erwin nickt. Ruth zieht ein Papier aus ihrer Tasche, enfaltet es und liest:
„Wenn ich nochmals leben könnte, würde ich ein bisschen verrückter sein. Ich würde mehr Gänseblümchen pflücken. Ich würde mehr Abenteuer erleben. Ich würde mehr
barfuß laufen. Ich würde öfter Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge anschauen. Ich würde mehr tanzen und singen und mit Kindern spielen. Ich war zu vernünftig, und ich hatte zu viel Angst vor den
Fehlern. Wenn ich nochmals leben könnte, würde ich vieles ganz anders machen.“
Erwin nickt. „Im Nachhinein ist man gescheiter. Wir haben getan, was wir konnten, um ein gutes Leben zu führen. Manches hätte anders laufen können. Trotzdem bin ich
im Großen und Ganzen zufrieden. Und das Beste ist, dass es dir wieder besser geht! Ich bin so froh, dass du wieder da bist!“
Am nächsten Tag gehen sie im Park spazieren. Es ist ein herrlich warmer Tag. Sie genießen es, draußen zu sein. Sie waren schon lange nicht mehr hier im Park. „Schau
mal“, sagt Ruth zu ihm. „Da hat jemand etwas mit Kreide auf den Weg gezeichnet!“ Sie gehen näher. Nun erkennen sie die Zeichnung. „Himmel und Hölle – das haben wir früher auch gespielt! Lang,
lang ist das her!“ „Man durfte dabei nicht auf die Linien treten, weißt du noch?“
Plötzlich sagt Erwin: „Du wolltest doch ein bisschen verrückter sein! Jetzt hast du die Chance! Versuch doch mal, ob du noch hüpfen kannst!“ „Ist das dein Ernst,
Erwin?“ Er schmunzelt: „Mein voller Ernst!“
Sie zögert. Ob mein neues Hüftgelenk das mitmacht? Und was ist, wenn jemand von den Bekannten vorbeikommt und mich sieht? Zugleich merkt sie, wie sehr ihr dieser
Vorschlag gefällt. Im Moment ist niemand anders zu sehen.
„Gib mir deine Hand beim Start“, sagt sie. „Nur damit ich ein bisschen sicherer bin! Die Therapeuten haben das auch immer wieder so gemacht!“ Erwin reicht ihr die
Hand. Mit der anderen Hand stützt er sich fest auf seinen Stock. Ein Juchzer kommt aus ihrem Mund. Sie hüpft los. Er bleibt stehen und schaut ihr hinterher. Als sie stehenbleibt und zu ihm
schaut, gibt er ihr großen Applaus.
Dann pflückt er ein Gänseblümchen vom Wegrand und überreicht es ihr feierlich. „Unser Leben ist noch nicht zu Ende! Gott sei Dank!“ Und du bringst mich immer wieder
auf neue Ideen!“
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
P.S: Ich bin gerade dabei, ein Bild zu dieser Geschichte zu malen. Die Geschichte ist früher fertig geworden als das Bild. So zeige ich heute einfach nur die
Geschichte und nehme ein älteres Bild dazu. Wie das neue Bild aussehen wird, können Sie sich wahrscheinlich schon ziemlich gut vorstellen. Ich werde es zeigen, so bald es fertig ist!!!!!
Hier kommt das berühmte Lied "What a wonderful world..." von Louis Armstrong. Viel Freude beim Anhören und Schauen!
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Und hier kommt das schöne alte Lied: Wie lieblich ist der Maien, musiziert vom Rundfunkchor Berlin. Eines der freudigsten Lieder aus dem evangelischen Gesangbuch!!!!! Es lohnt sich, das mal wieder zu singen!
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