Paradox

Ich bin dabei, alles für die Ausstellungszeit in Balingen zusammenzupacken. Die Bilder müssen mit, Haken und Seile, Titelschilder, Werkzeug, Schautafeln, Ständer, Bücher und Karten und vieles mehr. Dazu Kleidung, Waschzeug, Kochutensilien und alles, was wir in der Ferienwohnung brauchen. So ein  Haufen Sachen!!!!!! Manchmal denke ich: Diese vielen Sachen, welch ein Ballast! Diese vielen Bilder, und sie nehmen kaum ab. Denn es werden zwar immer einige verkauft, aber ich male auch neue. 

Und andererseits ist es ein großer Schatz, dass ich so viele schöne Bilder habe, die ich gerne zeige. Es ist einfach gut, dass ich Stellwände und Ständer habe, um auch in denkmalgeschützten Kirchen ausstellen zu können. Es ist ein großer Schatz, den Besucherinnen und Besuchern meine Bücher anbieten zu können. Sie enthalten gute Inspirationen und werden gerne zu besonderen Anlässen verschenkt. Es ist ein großer Schatz, dass ich von vielen Bildern Karten anbieten kann. Denn nicht alle Menschen haben Platz und Geld für ein Original. Aber eine Karte erfreut immer. 

 

Wir Menschen leben in Paradoxien. Das eine ist wahr, das andere genauso. Wir erleben sie in vielen Lebensbereichen. 

 

Es ist Gnade, alt zu werden. Und zugleich ist es eine Last, mit den abgenützten Gelenken und dem nachlassenden Gedächtnis zurechtzukommen. 

Es tut weh, die erwachsen gewordenen Kinder ziehen zu lassen. Und zugleich ist es herrlich, dass sie ihren eigenen Weg finden und auf den eigenen Füssen stehen. 

Es ist herrlich, dass es nun nicht mehr so heiß ist und dass die Gärten und Wälder den Regen bekommen, der so nötig gebraucht wird. Zugleich ist es schade für die Schulkinder und ihre Familien, die sich so auf den Sommerurlaub im Freibad oder am Badesee gefreut haben. 

Es ist schmerzlich, einen liebgewordenen Ort zu verlassen und anderswohin zu ziehen, wo man noch niemanden kennt. Und zugleich ist es ein Abenteuer, welches viele neue Chancen und Perspektiven bringt. 

 

Das Leben in Paradoxien gehört zur Grundbefindlichkeit des Menschseins. Es ist nicht nur heute so, und nicht nur bei uns. Auch in der Bibel finden wir Paradoxien. Die eindrücklichste für mich ist die Bitte des Hauptmanns von Kapernaum: "Ich glaube, Herr. Hilf meinem Unglauben!" (Markus 9,24)

 

Manchmal sehen wir uns nach dem Eindeutigen. Wir sehnen uns danach, die Paradoxien hinter uns zu lassen und einen ganz klaren Weg vor uns zu sehen. Leben ist nicht so. Und das hat bestimmt einen guten Grund.

 

Es ist nötig, dass wir das Paradoxe  annehmen. In unserem eigenen Leben, bei unseren Nächsten und in der Gesellschaft. In den Umbrüchen, die wir jetzt erleben, ist dies nötiger als je zuvor.   

 

Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche

Gabriele Koenigs 

 

 

 


Hier kommt eines der Musikstücke, in welchen ich einen überirdischen Frieden empfinde. "Benedictus" von dem zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins (geb. 1944), gesungen von einem Chor aus Cambridge. 

 

"Benedictus" ist ein Stück aus der lateinischen Messe. 

Benedictus

Qui venit in nomine Domini

Benedictus qui venit in nomine domini

Hosanna in excelsis
Hosanna in excelsis
Hosanna in excelsis
Hosanna in excelsis

Benedictus qui venit in nomine domini

 

Übersetzung: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Ehre sei in den Höhen!!!! 

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