Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Ölgemälde von Gabriele Koenigs (2023) auf Leinwand. 80 cm x 80 cm. Privatbesitz. Als Kunstkarte erhältlich
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Ölgemälde von Gabriele Koenigs (2023) auf Leinwand. 80 cm x 80 cm. Privatbesitz. Als Kunstkarte erhältlich

Dieses Bild besteht nicht nur aus Ölfarbe. Es besteht aus Zuneigung, Trost und Dank. Es besteht aus vielen Karten und Briefen, die ich auf die Leinwand geklebt habe, bevor ich angefangen habe, mit Ölfarbe darüber zu malen. Alle diese Karten und Briefe habe ich bekommen, während ich an Brustkrebs erkrankt war. Alle waren voller Trost, voller Zuneigung und Mitgefühl, voller Ermutigung. Sie haben mir sehr viel bedeutet. Sie haben mir geholfen, die schwere Zeit zu überstehen. Sie haben mir deutlich gezeigt, dass ich nicht alleine bin. Und sie haben mir gezeigt, dass anderen daran liegt, dass ich wieder gesund werde. Die einzelnen Briefe sind nun nicht mehr lesbar. Natürlich habe ich sie alle nochmals gründlich gelesen, bevor ich sie aufgeklebt habe. Aber nun schimmern nur hier und da noch einzelne Worte hindurch. Immer wieder erscheint das Wort "Liebe". Damit fangen ja viele gleich in der Anrede an: "Liebe Gabriele....". 

 

Der größte Teil des Bildes zeigt frisches Grün. Mit vielen Blättern aus meinem Garten habe ich organische Strukturen auf das Bild gedruckt. Und natürlich habe ich einige Blätter auch malerisch dargestellt. Blätter stehen für die Fülle der Lebenskraft. Blätter stehen für das Neue, das unentwegt wächst. Die Lebenskraft ist unentwegt am Werk, um uns und in uns. Sie hilft uns, wieder auf die Beine zu kommen. Sie gibt uns Energie. Sie richtet uns auf. Sie wirkt ganz leise, kaum bemerkt. Sie macht kein Getöse um sich. Sie ist nicht eitel. Aber sie ist unverzichtbar. Ohne Lebenskraft gäbe es keine Genesung. Ohne Lebenskraft gäbe es keine Erneuerung. Ohne Lebenskraft gäbe es keine Ernte. 

 

Mit knallig roter, leuchtender Farbe habe ich so etwas wie Beeren in das Bild gesetzt. Sie stehen für die Freude der Ernte. Als ich das Bild malte, trug der Johannisbeerstrauch in unserem Garten gerade seine köstliche Pracht. Das hat uns unendlich gefreut. Diese Freude fand ihren direkten Weg in mein Bild hinein. Wie schön ist es, ernten zu dürfen! Wie schön ist es zu genießen, was gewachsen ist! 

 

In schweren Zeiten geschieht viel Wichtiges. Unsere Seele wird reifer. Wir erkennen, worauf es wirklich ankommt. Wir entdecken die Freude nochmals neu, viel elementarer. Und auch das Beten wird elementarer. So ist es jedenfalls bei mir. Ich habe es auch von anderen gehört. Wir brauchen keine Floskeln mehr. "Danke, Gott, dass ich atmen kann!" "Danke für meinen lieben Mann!" "Danke für meine Freundinnen und Freunde!" "Danke für mein Leben!" So bete ich jetzt. Schlicht und aufrichtig. Dankbarer als jemals zuvor. 

 

Im oberen Teil des Bildes sehen Sie das Blau des Himmels und viel Licht. Und Sie sehen herunterfließendes Blau. Dies steht für die Tränenströme. Verwandlung und Erneuerung gehen nicht ohne Schmerz. Der Schmerz gehört dazu. Der Kummer gehört dazu. Die Verzweiflung gehört dazu. Wir kommen nicht drum herum. Wir leben unser Leben nicht als strahlende Helden. Immer wieder sind wir ganz schwach und klein, völlig angewiesen auf Hilfe und Zuwendung, Liebe und Trost. Es ist richtig und gut so. Wäre es nicht so, wären wir voller Illusionen. 

 

"Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten." Das ist eine große Verheißung. Wir finden sie in der Bibel in einem uralten Psalm. Für mich ist es nicht nur eine Verheißung, sondern eine wichtige Erfahrung. Nicht nur einmal war es in meinem Leben so. Ich darf es immer wieder erleben.

Gerade jetzt in den letzten Tagen war es wieder so. Weil ich eine Lungenentzündung bekam, aus heiterem Himmel, musste ich darauf verzichten, bei der Eröffnung meiner Ausstellung anwesend sein. Stattdessen lag ich im Balinger Krankenhaus. Aber ich habe so viel Liebe und Hilfe und Zuneigung empfangen. Die Eröffnung war sehr feierlich und bekam eine gute Presse. Der Ausstellungsbesuch ist richtig gut angelaufen. Und ich kann jetzt wieder ab und zu ein Stündchen in der Ausstellung sein und manche Besucherinnen und Besucher begrüßen. Wenn ich mich ausruhe, übernehmen mein Mann und meine Freundin Gudrun diesen Dienst. Ich freue mich von ganzem Herzen. Alles ist gut gegangen. Und ich werde wieder auf die Beine kommen, ganz allmählich.

Mein Bild wurde schon bei der Ausstellungseröffnung verkauft. Es spricht zu vielen. Gestern war jemand sehr traurig, dass es nicht mehr zu haben ist. Aber heute morgen kam eine besondere Idee zu mir: Ich werde dieses Bild auf Wunsch nochmals erschaffen. Und ich klebe dann nicht die Briefe hinein, die zu mir gelangt sind, sondern diejenigen, die für meine Auftraggeber wichtig sind. Ich bin gespannt, ob jemand das gerne möchte. Und ich könnte das Bild auch zusammen mit jemandem erschaffen, im Privatmalunterricht. Es ist etwas Besonderes, so ein Bild selbst zu erschaffen. Ich assistiere sehr gerne dabei.

Ich wünsche Ihnen allen und euch allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!!!!!!  

 

Gabriele Koenigs  

 

P.S: Wer mein Bild im Original sehen möchte, kann es noch bis zum 27. August in der Stadtkirche Balingen sehen. Die Ausstellung ist täglich von 10 Uhr - 18 Uhr geöffnet. Danach wird dieses  Bild in sein neues Zuhause wandern. 

 

 

 

 

 


Hier können Sie Harald Schnabel hören, der mit Klarinette und Saxophon bei meiner Vernissage so wunderschön gespielt hat. Die Aufnahme stammt von seiner Frau Bettina. 

Er improvisiert hier über das Lied "You raise me up" (Du richtest mich auf....) 

 

 


Hier können Sie den ausgezeichneten Artikel lesen, der im "Zollern-Alb-Kurier erschienen ist. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0