Eine Frau ist mit dem Fahrrad verunglückt. Sie hat sich mehrere Knochen gebrochen. Sie brauchte mehrere Operationen. Sie wird lange Zeit nicht arbeiten können. Sie sorgt sich, ob alle Verletzungen heilen werden und ob sie bleibende Einschränkungen zurückbehalten wird. Aber sie ist auf dem Weg der Genesung. Gott sei Dank.
Viele Menschen denken an sie und beten für sie. Sie bekommt Karten und Briefe, Blumen und Telefonanrufe. Sie bekommt viel Liebe und Anteilnahme zu spüren. Ihre Schwiegermutter nimmt ihr einen Teil der Hausarbeit ab. Auch andere helfen, so viel es geht. "Das ist das Gute in allem", sagt sie. "Zu spüren, wie sehr ich geliebt bin..." Das ist das Licht in der Finsternis.
Eine andere wurde von ihrem Mann vor die Tatsache gestellt: "Ich habe eine neue Freundin. Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben." Es kam wie ein Schlag für sie. Sie hat es noch nie gut gehabt im Haus ihrer Schwiegereltern, in dem sie eine Wohnung hatten. Aber sie konnte sich gar nichts anderes vorstellen, als dort zu sein. Nun zieht sie aus. Sie hat eine kleine Wohnung gemietet und richtet sich dort ein. Ihre erwachsenen Kinder helfen ihr. Eine Freundin hat die Wohnung für sie gefunden. Mit ihr kann sie alles besprechen. Bei ihr kann sie sich ausweinen. Es ist alles noch sehr schwer. Aber sie hat Unterstützung. Und sie tröstet sich mit Bibelversen und Liedern, die ihr viel bedeuten. "Das Licht scheint in der Finsternis". Dieser Satz steht auch in ihrer Bibel. Er gibt ihr Halt.
Ein Mann kann nach seinem Schlaganfall nicht mehr gehen, nicht mehr lesen und schreiben. Auch das Sprechen ist sehr mühsam. Er bringt nur wenige Worte heraus. Er war immer ein Intellektueller. Es war ihm so wichtig, sich auszudrücken. Nun lernt er, still hinzuschauen. Er schaut nach draußen in den Garten und sieht den Abendhimmel, die Vögel, die Morgendämmerung. Er schaut in das Feuer, das im Ofen brennt, und zum Blumenstrauß auf dem Tisch. "Schön", sagt er. Das ist eines seiner wenigen Worte, das er sagen kann. Die Schönheit ist sein Trost. Früher hatte er kein Auge dafür. Aber nun ist sie ihm wichtig. Schönheit kann auch ein Licht sein in finsteren Zeiten.
Niemand wählt sich solche Situationen freiwillig. Aber wir alle müssen in unserem Leben die Finsternis erfahren. Auf die eine Weise oder die andere. Es kommt über uns, ob wir wollen oder nicht. Dagegen können wir uns nicht absichern. Aber wir sind darin nicht verloren. Wir dürfen Hilfe erfahren. Und wir lernen ganz viel über das Leben, über uns selbst und über andere in solchen Zeiten. Wir verlieren viele Illusionen. Wir lernen das Leben neu kennen. Wir werden reif. Wir spüren, was wir wirklich brauchen. Und unser Einfühlungsvermögen entwickelt sich. Wenn wir hindurch sind, sind wir andere geworden.
Viele müssen nicht nur einmal hindurch, sondern immer wieder. Nochmals lernen. Nochmals hinschauen. Nochmals sich verwandeln lassen. Nochmals das Licht entdecken. Nochmals aufrichtig werden. Nochmals dankbar werden. Nochmals wachsen. Hilfe annehmen. Über uns selbst hinauswachsen. Werden, wozu wir geschaffen sind.
Ich glaube daran, dass eine höhere Weisheit hinter allem steckt. Mitten in der Finsternis scheint das Licht. Ich habe es immer wieder erfahren.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
4 Leute zusammen singen das Lied aus Taizé: Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das niemals mehr erlischt!" Viel Freude beim Anhören und Misingen.
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