Menschen können zu Bestien werden. Es ist einfach unvorstellbar, was Menschen anrichten können. In Israel und Palästina, in der Ukraine und Russland, in der ganzen Welt. Kann irgendjemand das noch verstehen? Kennt irgendjemand einen Weg, um das zu stoppen? Gewalt erzeugt neue Gewalt. Die Eskalation geht immer weiter.
Mein Herz ist schwer in diesen Tagen. Manchmal fühle ich mich wie gelähmt. In den ersten Tagen dieses Krieges habe ich dauernd nach den neuen Nachrichten geschaut. So viel schreckliche Bilder, so viel schreckliche Geschichten! Ich lese das und sehe das voller Mitgefühl. Diese Bedrückung liegt jetzt über vielen, vielleicht auch über Ihnen. "Mir bricht das Herz, wenn ich an Israel denke", hat eine Freundin geschrieben. Es geht mir ebenso.
Menschen, die zu Bestien geworden sind, haben kein Mitgefühl mehr. Sie können weder traurig sein noch froh sein. Ihr Herz ist wie erkaltet. Sie führen Befehle aus, das können sie noch.
Wenn wir Traurigkeit und Mitgefühl empfinden, ist das ein Zeichen, dass unser Herz noch nicht erkaltet ist. Wir leben! Und zu diesem Leben gehört unbedingt auch Freude hinzu. Sie ist eine wichtige Kraftquelle, vielleicht die wichtigste überhaupt.
Ich lese gerade ein Buch von Tanmeeth Seethi, einer Ärztin. Sie schreibt: "Freude ist die wichtigste Medizin". "Tu etwas, was dich freut - ganz besonders, wenn du es schwer hast", schreibt sie. Sie spricht aus der eigenen Erfahrung. Kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes erfuhr sie, dass ihr zweites Kind an einer unheilbaren Krankheit leidet. Es war damals 3 Jahre alt. Zunächst dachte sie, sie könne sich nie wieder freuen. Aber dann entdeckte sie im Lauf der Zeit, dass sie die Fähigkeit zur Freude nicht verloren hatte. Mehr noch: Sie merkte, wie sehr sie die Freude brauchte, als Kraftquelle, um gut da sein zu können für ihre Familie und im Beruf. Jetzt sagt sie: Jeden Tag entscheide ich mich für die Freude. Und wenn es nur für ein paar Minuten ist. Ich höre Musik oder tanze oder gehe in den Wald oder gehe rudern oder verabrede mich mit Freunden. Die Freude hilft mir zu spüren, dass das Leben immer noch lebenswert ist, trotz allem. Die Freude hält mich aufrecht. Es ist nicht unmoralisch, sich zu freuen. Es ist lebenswichtig.
Ich entscheide mich für das Mitgefühl und für die Freude, jeden Tag. Ich entscheide mich für Gebet und Stille, jeden Tag. Und ich bleibe fest im Vertrauen, dass letztendlich alles gut wird. Die höhere Weisheit lenkt unsere Geschicke.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier hören Sie das Männerensemble "die Hammers". Sie improvisieren über das alte Kirchenlied: "Stern, auf den ich schaue". Viel Freude dabei!
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Und hier können Sie die Ärztin Tanmeeth Seethi hören und sehen. Sie hält eine inspirierende Rede, 20 Minuten lang. Leider gibt es davon keine deutsche Fassung.
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