Die Figur in meinem Bild ist frei. Sie kann herabsteigen, dorthin, wo es dunkel ist. Oder sie kann aufsteigen in das Licht. Sie ist nicht festgenagelt. Sie trifft ihre Entscheidungen. Vielleicht ist es mal so und mal so. Mal in das Dunkel, mal in das Licht. Je nachdem, was dran ist. Je nachdem, wo sie gebraucht wird. Sie geht hin und her. Sie steigt hinab und hinauf.
Dort unten, wo jemand in Not ist, ist es nicht so angenehm. "Werde ich die richtigen Worte finden?" "Kann ich irgendetwas tun, um die Not zu lindern?" "Und was ist, wenn ich mit hineingezogen werde?" Solche Fragen beschäftigen uns. Sie führen oft dazu, dass wir einen großen Bogen um diejenigen machen, die in Not sind. Wir tun so, als sähen wir nicht und hörten wir nicht. Wir wollen nicht mit hineingezogen werden. Wir vermeiden den Kontakt.
Trauernde bekommen das oft zu spüren. Plötzlich wird es viel einsamer um sie als zuvor. Denn aus lauter Angst, irgendetwas Falsches zu sagen oder zu tun, bleiben die Bekannten weg. Dabei wäre es jetzt nötiger als je, dass jemand da ist und zuhört und Mitgefühl zeigt.
"Jeden Tag ruft jemand an und fragt, wie es mir geht!" "Ab und zu klingelt meine Freundin und hat ein Stück Kuchen dabei, oder sie holt mich zum Spazierengehen ab." "Die Leute aus meinem Chor haben gesagt, dass ich unbedingt wieder zur Singstunde mitkommen soll." So erzählt eine Frau, die durch einen tragischen Unglücksfall ganz plötzlich ihren Mann verloren hat. Das Mitgefühl, das sie zu spüren bekommt, hilft ihr sehr. Natürlich muss sie trotzdem weinen. Natürlich ist in ihr ein großer Aufruhr der Gefühle. Aber sie spürt: Ich bin nicht allein. Und sie fasst Hoffnung: Es wird wieder leichter werden. Eine neue Phase meines Lebens beginnt. Wer weiß, was sie bereithält für mich?
Jüdische Menschen in aller Welt erleben jetzt eine extreme Situation. Der uralte Judenhass zeigt sein hässliches Gesicht, nicht nur heimlich, sondern ganz öffentlich. Nicht nur in Israel, sondern in allen Ländern. Jüdische Menschen leben in Amerika, in Frankreich, in Holland, in Deutschland, überall. Sie müssen jetzt damit rechnen, dass Schmierereien an ihre Häuser gemacht werden, dass jemand vor ihnen ausspuckt und Brandsätze auf ihre Gebäude wirft. Die Erinnerungen an den Holocaust kommen wieder mit Macht. Ihre Ängste und Sorgen sind riesengroß. Machen wir nun einen Bogen um diese Menschen und tun so, als ob wir ihre Not nicht sehen? Oder zeigen wir unser Mitgefühl und unsere Solidarität? Selbst wenn es nur kleine Zeichen sind: Sie werden so nötig gebraucht! Sie bringen etwas Licht in die Finsternis.
"Freut euch mit den Fröhlichen, und weint mit den Weinenden", hat der Apostel Paulus in einem seiner Briefe geschrieben. Auch frohe Menschen brauchen Mitgefühl. Sie brauchen jemanden, der sich mit ihnen freut. Ein Jugendlicher, der eine schwierige Aufgabe geschafft hat. Ein Kind, das etwas Neues gelernt hat. Jemand, der von einer Krankheit genesen ist. Jemand, der in einem Wettkampf gewonnen hat. Ihre Freude wird umso leuchtender, wenn jemand da ist, der sich mitfreut. Jemand, der ihnen den Erfolg und das Wohlergehen nicht neidet, sondern gönnt. Mitfreude ist etwas Schönes. Etwas Erhebendes. Mitfreude ist auch eine Art Mitgefühl.
Jesus Christus hat es vorgelebt. Er kam zu den Traurigen und zu den Fröhlichen. Er ist hinabgestiegen in unsere menschliche Not. Und er ist aufgestiegen in das ewige Licht. Er hat den Weg für uns bereitet.
Ich wünsche euch allen und Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche
Gabriele Koenigs
Hier kommt ein schönes Lied, einfach zum Genießen! Leider gibt es dieses Lied nur in englisch. Aber wenigstens wird der Text eingeblendet. Dann ist es leichter zu verstehen.
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