Heute möchte ich von einem bemerkenswerten alten Ehepaar erzählen. Ruth ist 83 Jahre alt. John ist 87 Jahre alt. Seine geistigen Kräfte haben in den letzten Jahren sehr nachgelassen. Ab und zu geht er von zuhause fort und findet nicht wieder zurück. Manchmal wirkt er wie abwesend. Aber er ist gerne in Gesellschaft. Er weiß noch, wie sehr er seinen Beruf ausgeübt hat. Er war Schuhmacher und hat Maßanfertigungen von Schuhen gemacht. Mit Wonne erzählt er davon. Er genießt es, wenn ihm jemand zuhört.
Ruth liebt ihren Beruf auch. Sie ist körperlich und geistig völlig fit. Sie ist Yogalehrerin. Sie unterrichtet immer noch. Ihre reiche Erfahrung kommt ihren Kursteilnehmerinnen und - teilnehmern sehr zugute. Früher hat sie viel mehr Kurse gegeben. Nun hat sie die Anzahl ihrer Kurse reduziert. Für mich war es ein besonderes Geschenk, dass ich an ihrem Unterricht teilnehmen durfte. Ich habe viel von ihr gelernt und versuche nun, das weiter zu praktizieren.
Yoga ist eine Disziplin für Körper und Geist. Wir gehen in eine bestimmte Körperhaltung und halten sie für eine Weile. Und wir üben, mit dem Geist ganz dabei zu sein. Nicht währenddessen anderes denken und planen, sondern ganz und gar dabei sein. Spüren, wie sich die Muskeln dehnen und wie sich die Knochen bewegen. Wahrnehmen, wie das Gewebe nachgibt und Anspannung sich löst. Dankbar sein und staunen über das Wunderwerk des eigenen Körpers. Die Kraft des Atmens benützen, um Bewegungen zu unterstützen. Ruth lebt es ihren Schülerinnen und Schülern vor. Sie ist ein Gottesgeschenk.
Es macht kaum Sinn, mit einem dementen Menschen über die Zukunft oder über die Vergangenheit, über Daten und Fakten zu sprechen. Er lebt ganz im Jetzt. Die Erinnerungen verschwimmen ihm. Ruth kann das sehr gut achten. Sie verlangt nichts, was ihm nicht möglich ist. Sie lässt ihn spüren, dass sie ihn liebt. Sie fragt: "Ist es dir warm genug?" "Möchtest du noch mehr Nachtisch?" Ihre Fragen beziehen sich meistens auf das Hier und Heute. Solche Fragen überfordern ihn nicht. Er ist zufrieden, freundlich und charmant wie eh und je. Sie bezieht ihn auch in ihrem Kurs ein. Er darf mitmachen, wenn er möchte. Falls er zwischendurch einschläft, macht es nichts aus. Wenn es nötig ist, weckt sie ihn. "Schatz, es ist Zeit für das Mittagessen!" Sie ist geistig rege und an vielem interessiert. Anspruchsvolle Themen bespricht sie mit ihren Freunden, ihren Kindern und Enkeln und Kursteilnehmern. Und sie hat eine Freundin gefunden, die jede Woche für ein paar Stunden ins Haus kommt und ihr die Fürsorge für John abnimmt. So kommen die beiden gut miteinander zurecht. Beide sind im Frieden mit der Situation.
Liebe ist einfach nur zum Staunen. Sie ist das Beste und Edelste im Leben. Sie führt uns weit über das hinaus, was wir einmal für möglich hielten.
Manchmal habe ich Angst vor dem, was kommen könnte. Ich frage mich, ob ich einer solchen Situation gewachsen wäre. Ich weiß es wirklich nicht. Ruth hat das vor 20 Jahren bestimmt auch noch nicht gewusst. Wir wissen es niemals im Voraus. Niemand von uns. Aber wir dürfen auf die Kraft der Liebe vertrauen. Solange wir unterwegs sind in diesem Erdenleben, führt uns die Liebe weiter. Tag für Tag und Schritt für Schritt. Weit über unsere Möglichkeiten hinaus. Weit über unsere Ängste hinaus. Wir bleiben nicht stehen. Wir wachsen über uns hinaus.
Gehen wir voller Vertrauen!
Gabriele Koenigs
Hier hören Sie ein wunderschönes Musikstück in lateinischer Sprache. Es ist aus einer Vertonung der Heiligen Messe. Der Text lautet in lateinisch: Benediktus qui venit in nomine domine". In deutsch: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
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Viel Freude beim Anhören!
Und hier kommt etwas für die Freunde von Popmusik. Es ist ein Loblied auf die Liebe. "The power of love, a strength from above": Die Kraft der Liebe, eine Kraft von oben...
Es stammt von der englischen Band "Frankie goes to Hollywood" und stand in England lange auf den Hitlisten. Interessanterweise haben sie das Video zu ihrem Lied mit Bildern unterlegt, die auf die Weihnachtsgeschichte anspielen.
Viel Freude beim Anhören und Schauen!
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