Monika lauscht. Der Atem ihres Mannes wird leiser und ruhiger. Manchmal gibt es eine Pause zwischen den Atemzügen. Die Pausen werden länger und länger. Sie weiß, was das bedeutet. Sie steht von ihrem Lager auf und tritt zu ihm. Während seinen letzten Atemzügen will sie ihm ganz nahe sein. Sie streichelt seine Hände. Er ist so unendlich gut zu ihr gewesen. Ihr Herz ist voller Dankbarkeit und zugleich voller Schmerz. Die Tränen fließen.
Ihr Sohn ist nun auch wach geworden. Er tritt neben sie an das Sterbebett. Behutsam legt er seinen Arm um seine weinende Mutter. Sie können nichts mehr für den Sterbenden tun, außer da zu sein mit ihrer ganzen Liebe und Aufmerksamkeit. Miteinander lauschen sie. Ein tiefer Friede ist im Raum. Der Kampf ist vorbei. Es ist, als sei die Zeit stehengeblieben. Es kommt kein neuer Atemzug. "Nun hat er es geschafft", sagt sie zu ihrem Sohn. Dieser nickt. Auch seine Augen sind voller Tränen. Aber neben dem Schmerz ist auch so etwas wie Erleichterung da.
Monika geht zum Fenster und öffnet es. Draußen dämmert es gerade. Ein neuer Morgen bricht an. Es ist ihr klar: Für mich beginnt heute eine neue Zeit. Ab jetzt bin ich Witwe. Wie werde ich mich jetzt zurechtfinden?
Sie dreht sich um und schaut zu dem leblosen Körper auf dem Bett. Seine Seele ist nun unterwegs in das ewige Licht. Sie schickt ihm ihre guten Wünsche mit. "Möge es dir gut gehen in der Ewigkeit! Mögest du Frieden finden!" Wieder fließen die Tränen. Ihr Sohn kommt und nimmt sie fest in den Arm. Sie spürt seine Stärke. "Wir schaffen das, Mama", sagt er.
Ihr Mann hat sich eine Seebestattung im engsten Familienkreis gewünscht. Sie werden ihm diesen Wunsch erfüllen. Das haben sie einander schon vor seinem Tod versprochen. Es wird keine Trauerfeier auf dem Friedhof geben. Stattdessen laden sie alle Freundinnen und Freunde und Verwandten zu einem Erinnerungsfest ein. Das Fest findet erst in vier Wochen statt. Monika malt sich aus, wie schön es werden wird. Zwischen die vielen Tränen mischt sich manchmal ein Lachen. So viele schöne Erinnerungen sind in ihrem Herzen bewahrt. Auch bei den anderen ist es so. Zusammen werden sie von dem Verstorbenen erzählen und ihn ehren. Sein Körper ist nicht mehr da. Aber die Liebe bleibt. So seltsam das ist: Sie fühlt diese Liebe jetzt manchmal stärker denn je.
Die Liebe ist unsterblich. Sie findet immer neue Wege, uns zu erreichen. Und sie bringt uns auf gute Ideen. Sie verbindet uns mit den Lebenden und mit denen, die uns vorausgegangen sind in die Ewigkeit.
Heute kommen viele Trauernde in die Gottesdienste und gedenken miteinander an diejenigen, die im Lauf des letzten Kirchenjahres verstorben sind. In einer Gemeinde bekommen alle eine Karte mit meinem Bild geschenkt. Es weist hin auf die Ewigkeit, die mitten unter den Tränen aufleuchtet. Möge dieses Bild trösten und inspirieren.
Möge die Geschichte von Monika, das Bild und die Musik auch eure Herzen berühren!
Alles Liebe und Gute für Euch und für Sie!
Gabriele Koenigs
Hier singt das ein sehr gutes Vokalensemble die Komposition von Heinrich Schütz: Die mit Tränen säen.
Es sind Verse aus dem Psalm 126.
"Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin mit Tränen und streuen ihren Samen
und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben."
Viel Freude beim Anhören!
Videos bei youtube sind leider mit Werbung verbunden. Lassen Sie sich dadurch nicht ablenken. Sie können die Werbung deutlich verkürzen, indem Sie auf die Schaltfläche rechts unten klicken: überspringen.
Kommentar schreiben