Salome ist Ärztin. Und sie reist gerne, entdeckt Länder und Menschen und erweitert ihren Horizont. Nach dem Abitur hat sie einen Freiwilligendienst in Israel geleistet. Immer wieder arbeitet sie als Volontärin bei einer Naturschutzorganisation mit. Ihre Interessen und Begabungen sind weit gefächert. Ich staune über diese junge, mutige Frau. Im vergangenen Jahr ist sie 30 Jahre alt geworden.
Ich kannte sie schon als Kind. Schon damals zeigte sich, dass sie sehr empfindsam und vielseitig begabt ist. Sie malte wunderschöne Bilder. Sie lernte mehrere Musikinstrumente. Sie war in der Schule fleißig und strebsam. Sie dachte ganz tief über das Leben nach. Damals war sie ängstlich. Sie mochte es gar nicht, wenn sie den Schulweg alleine gehen sollte. Sie hat sich vor vielem gefürchtet. Sie hat sich gerne dort verkrochen, wo ihr keine Gefahr drohte.
Zur Konfirmation wählte sie sich den Spruch: "Wachet. Stehet fest im Glauben. Seid mutig und stark!" (1. Korinther 16,3).
Aus dem Glauben kommt ihre Kraft und ihr Mut. Heute kann sie alleine reisen. Heute kann sie hinstehen und öffentlich sprechen. Heute ist sie in einem Leitungsteam für Gottesdienste. Heute macht sie ihre Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Allgemeinmediziner müssen sich mit vielen Krankheitsbildern auskennen. Darum dauert diese Facharztausbildung 5 Jahre. Für mehrere Monate arbeitet sie jeweils in einer Praxis mit und lernt dort den Umgang mit den jeweiligen Patienten und Krankheitsbildern. Im vergangenen Jahr war sie Assistentin bei einem Kinderarzt. Bald fängt sie in einer Orthopädiepraxis an. Sie möchte alles lernen, was sie als zukünftige Hausärztin braucht.
Ihre erste Arbeitsstelle nach dem Studium war in einem Krankenhaus. Sie erzählte mir damals, wie schwer sie an der Verantwortung trug. "Habe ich wirklich nichts übersehen, was dieser Patient jetzt braucht?" "Habe ich die Infusion richtig angeordnet?" "Ist die Diagnose, die ich gestellt habe, wirklich richtig?" Sie plagte sich mit Selbstzweifeln. Es konnte vorkommen, dass sie mitten in der Nacht auf der Station anrief und etwas mit den Pflegeteam besprach. Es war gut, dass sie in einem Team arbeitete. Auch andere junge Ärztinnen und Ärzte waren da, und erfahrene Ärzte trugen die Verantwortung mit. Der Austausch untereinander hat ihr viel bedeutet und hat ihr allmählich mehr Sicherheit gegeben. Schritt für Schritt hat sie gelernt, die große Verantwortung im Arztberuf zu tragen. Und sie lernt weiter, Schritt für Schritt.
Ich freue mich sehr an ihrer Entwicklung. Ich habe große Hochachtung vor ihr.
Vor 13 Jahren malte ich ihr Portrait. Ich gab ihm den Titel "Es wachse in dir der Mut" und stellte es in der Klosterkirche in Bad Herrenalb aus. Es war die erste Ausstellung, die ich in einer Kirche zeigte. Das war für mich ein großer Schritt. "Sind die Bilder wirklich gut genug für eine Kirche?" "Werden sie zu den Menschen sprechen?" Viele Fragen bewegten mich im Vorhinein. Es fühlte sich an wie ein großes Abenteuer, diese Ausstellung vorzubereiten.
Damals hatte ich noch nicht den Mut, selber Texte zu schreiben. Aber schon damals wollte ich meine Bilder mit Worten verbinden. Darum hängte ich gute Texte von anderen Menschen zu ausgewählten Bildern. Zum Portrait von Salome hängte ich einen Text von Sabine Naegeli.
"Es wachse in dir der Mut,
dich einzulassen
auf dieses Leben
mit allen seinen Widersprüchen,
mit all seiner Unvollkommenheit,
dass du beides vermagst:
kämpfen und geschehen lassen
ausharren und aufbrechen,
nehmen und entbehren.
Es wachse in dir der Mut,
dich liebevoll wahrzunehmen,
dich einzulassen
auf andere Menschen
und ihnen teilzugeben
an dem, was du bist und hast.
Sei gesegnet, du,
und mit dir die Menschen,
die zu dir gehören,
dass ihr
inmitten dieser unbegreiflichen Welt
den Reichtum des Lebens erfahrt."
(Antje Sabine Naegeli)
Viele Menschen haben diese Ausstellung in der Klosterkirche besucht. Sie gingen umher und betrachteten die Bilder und lasen die Texte. Ihre positive Reaktion überwältigte mich. Einige haben sich den Text von Sabine Naegeli abgeschrieben. Viele sagten zu mir: "Machen Sie das unbedingt weiter!" "Ihre Bilder tun so gut!" Tatsächlich reifte in mir während der Ausstellungszeit der Beschluss, von nun an als freischaffende Künstlerin zu arbeiten. Bis dahin war ich Pfarrerin gewesen. Nun ließ ich mich beurlauben und machte meine ersten Schritte auf einem neuen Weg. Ohne zu wissen, wohin es mich führen würde, ging ich voll Vertrauen, Schritt für Schritt. Ich habe das bis heute niemals bereut.
Meine Bilder sind inzwischen besser als damals. Ich male inzwischen auch mit Ölfarbe und Mischtechnik. Neben den realistischen Bildern entstehen auch abstrakte Bilder. Und ich habe 8 Bücher veröffentlicht. Ich schreibe leidenschaftlich gerne. Mein Mut ist gewachsen, und meine Sicherheit auch.
Wir alle brauchen Mut und Zuversicht, um mitten in dieser unbegreiflichen Zeit unser Ja zum Leben zu finden. Möge der Mut in uns allen wachsen.
Alles Liebe und Gute für Sie und für euch!
Seid gesegnet!
Gabriele Koenigs
Der Liedermacher Frieder Gutscher hat aus dem Text von Antje Sabine Naegeli ein sehr schönes Lied gemacht. Es trägt den Titel "Dona nobis pacem" - übersetzt: Gib uns Frieden.
Viel Freude beim Anhören und Mitsingen. Es ist eingängig wie ein Ohrwurm.
Videos bei youtube sind mit Werbung verbunden. Sie können die Werbung deutlich verkürzen, indem Sie auf die Schaltfläche rechts unten klicken: überspringen.
Heute habe ich noch eine besondere Empfehlung. In den Kinos ist ein wunderschöner Film angelaufen: "Die leisen und die großen Töne". Ich habe ihn angeschaut und bin begeistert. Er hat Tiefgang und zugleich einen wohltuenden Spritzer Humor. Wenn Sie sich etwas Gutes gönnen wollen, gehen Sie mal wieder ins Kino in diesen Film! Ich zeige Ihnen hier den Trailer, um Ihnen Lust darauf zu machen.
Kommentar schreiben
Susanne (Freitag, 10 Januar 2025 07:17)
Danke für deine mutmachenden
Worte .Für dein kraftvolles Bild und das Lied..Alles stärkt,und du schickst es in die Welt,jeden Sonntag neu.
Das gehört zu dem GUTEN siehe
,Jahreslosung.